Balken01a


”Wait for me” 02
 

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Eigentlich wäre es ein ganz normaler Morgen wie jeder. Aber es roch nach frischem Kaffee, also war es kein normaler Morgen. Es wäre normal, wenn Kira in der Küche wäre und eine Tasse Kaffee in der Hand hätte, aber er lag im Bett. Träumte er ? Kira blinzelte und schnupperte. Er lag quer über dem Bett, nicht zugedeckt und der Bademantel war das Einzige, was ihn wenigstens teilweise bedeckte. ‚Kaffee ?.. Wie ?' Es dämmerte ihm und er setzte sich rasch auf. "Ach ja, Kael." Müde strich er sich über das Gesicht und schob die zerzausten Haare aus den Augen nach hinten. Seine Stimmung sank langsam wieder, er brauchte nur an den Blauen zu denken. ‚Reiß dich zusammen.' mahnte er sich und kroch vom Bett, wuselte dann ins Bad, um seine Blase zu entlehren, und wusch sich dann die Hände. Es grauste ihn fast, in die Küche zu gehen, und doch tat er es und staunte einen Augenblick. Kael saß am Tisch und trank Kaffee. "Sieh an, du kannst ja doch was." begrüßte er ihn scheinbar munter und steuerte auf die Kaffeemaschine zu, um sich auch einen Kaffee zu holen.

"Du wärst erstaunt, was man in zwei Jahren alles lernen kann." Die Worte des Blauen waren so kalt wie seine Züge und auch seine Augen - auch er trug nichts weiter als einen Bademantel, der im Gästebad gehangen war, und trank einen weiteren Schluck seines heißen Milchkaffees. Es war nicht so, daß er den Kaffee auch für Kira gemacht hätte - Kaffee schmeckte einfach besser, wenn man nicht nur eine Tasse, sondern eine ganze Kanne aufsetzte. Als Kael diesen Morgen aufgewacht war, hatte er einen Moment gebraucht, um sich zu orientieren - doch dann fiel es ihm wieder ein und nach einem langen, heißen Bad nach seiner Morgentoilette war er schnurstracks in die Küche gegangen, um sich einen Kaffee zu machen. Gegessen hatte er noch nichts - doch das war für ihn normal und er hatte auch keine Lust gehabt, den Kühlschrank zu inspizieren.

"Wie man Jemandem einen bläst zum Beispiel ?" Das konnte sich Kira einfach nicht verkneifen, es rutschte ihm einfach heraus. Irgendwie bereute er es ein wenig, aber nun war es auch zu spät. Die Anwesenheit Kaels stresste ihn ein wenig, er wandte sich herum, um es zu verdecken und öffnete den Kühlschrank. ‚Wie lange war am Morgen Keiner da ?... Seit Martin.' Kael brachte ihn aus der Bahn, seit Martin weg war, hatte er die Huren noch in der gleichen Nacht, in der er sie sich holte, aus der Wohnung gekickt. One-Nights nahm er nie mit zu sich und jetzt war Kael da. Das warf ihn gewaltig aus der Bahn.

Kael sah ihm nur mit seinen kalten Augen nach - dann schmunzelte er leise, doch es war ebenso kalt, als er ihm schließlich antwortete. "Ja, auch das habe ich gelernt. Du sollst für dein Geld ja was kriegen, oder nicht ? Ich glaube kaum, daß du etwas mit einer Jungfrau anfangen kannst, wenn du der Besitzer der 'Golden Lotus'-Kette bist - oder etwa doch ? Ist es, das, was dir den höchsten Kick gibt ?"

"Glaub, was du willst. Ich hab wenigstens was aus meinem Leben gemacht, obwohl ich nicht stinkreich war." Kira versuchte cool zu bleiben und kramte sich einen Jogurt aus dem Kühlschrank, bevor er sich umdrehte. Sein Blick lag auf Kael, seine Augen waren noch immer so kalt wie die ganze Zeit schon. Kael schien ihn wirklich auf 180 bringen zu wollen.

Jener wandte sich jetzt jedoch ab und nahm einen weiteren Schluck Milchkaffee, um seinen Magen zu beruhigen. Doch nach einer Weile war er mit der Tasse fertig und stand auf, ging zur Spüle und reinigte sie, ehe er sie an die Seite stellte, damit sie abtropfen konnte. "Und jetzt ? Mußt du zur Arbeit ? Oder willst du dich erst abreagieren, damit du bei den Verhandlungen ruhiger bist ?" Auch jetzt sah der Blaue nicht zu Kira und seine Stimme verlor nichts der Kälte, die er schon die ganze Zeit darin gehabt hatte.

"Das hättest du wohl gern, was ?... Wenn ich zurückbin, kümmere ich mich um dich." Kira holte einen Löffel aus dem Schubfach und löffelte seinen Joghurt auf. "Wenn du Hunger hast, bedien dich. ...Und ich leg dir Geld hin, dann kannst dir was zum Anziehen kaufen, das nicht so nuttig ist." Mit den Worten warf er den leeren Joghurtbecher in den Mülleimer, schnappte sich seine Tasse und ging wieder in sein Schlafzimmer. In Kira brodelte es, aber er beruhigte sich schnell wieder, trank die Tasse leer und machte sich dann fertig zum weggehen.

Ihm folgte nur ein leises Schnauben ... erst nach einer Weile ging Kael ins Wohnzimmer, setzte sich hin und wartete auf den Gelben, der auch kurze Zeit später kam. Auch wenn es der Blaue nicht gern zugab - und vor allem nicht laut - Kira sah gut in seinem Anzug aus. Nicht zu auffallend, eher unauffällig in den dunklen Farben, doch genau das sorgte dafür, daß er gut aussah und gerade deshalb auffiel und auch ein wenig Respekt bei Anderen bekommen würde. Doch der Blick, den ihm Kael zuwarf, ließ nichts davon erkennen, als er leise zu ihm sprach. "Nicht so nuttig ? Dann hättest du dir keine Nutte, sondern einen deiner Arbeitskollegen holen sollen. Wenn du willst, daß ich etwas Anderes trage, dann geh gefälligst mit mir mit und suche es aus - ich habe keine Lust dazu, mir heute Abend von dir anhören zu müssen, für welchen Blödsinn ich DEIN Geld ausgegeben habe, wenn ich alleine gehe !" Und das entsprach genau der Wahrheit - Kael wußte nicht, was Kira gerne an ihm sehen würde - und infolgedessen würde er garantiert etwas Falsches kaufen, und er hatte keine Lust, sich das vorhalten zu lassen, auch wenn ihn der Gelbe für diesen Monat gekauft hatte.

Kira grollte leise. Auch wenn es schwer war, es zuzugeben, Kael hatte Recht. "Gut, dann eben so." murmelnd, band er sich die schulterlangen Haare in einen Zopf und ging dabei zur Tür. So sah er zwar wieder strenger aus, aber noch immer nicht zu sehr. Mit einem "Viel Spaß noch." schnappte er sich schließlich seine Aktentasche und seinen Mantel und verließ die Wohnung. Er musste hier weg. Zwar hatte Kira noch Zeit gehabt, aber er musste da raus.

Als der Gelbe endlich gegangen war, seufzte Kael leise auf ... erst dann strich er sich über das Gesicht und seufzte erneut, zog die Beine hoch und legte die Arme darum, als er den Kopf auf die Knie legte und seine müden Augen schloß. 'Worauf habe ich mich hier nur eingelassen ... wenn ich das verdammte Geld nicht so dringend brauchen würde ... wieso muß es ausgerechnet er sein. Wieso nicht irgendein anderes Arschloch, das mich nicht kennt.' Doch der schlanke Blaue wußte, daß es nicht zu ändern war - und daß er diesen Monat durchhalten mußte. Nach einer Weile stand er schließlich auf und nahm nach einigem Zögern ein Blatt Papier von einem Seitentischchen, dazu einen der Kulis und schrieb die Zahlen von Eins bis Einunddreißig darauf, um schließlich die Eins wieder durchzustreichen. 'Noch dreißig Tage - mal sehen, wie es heute Abend werden wird. Und was ich in diesen dreißig Tagen hier in dieser Wohnung anfangen kann ....'

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Es war fünf Uhr Nachmittags, als Kira im Lift stand, der in seine Wohnung hochfuhr. Allein der Gedanke, Kael wiederzusehen, sorgte für eine leichte Übelkeit. Oder war es nur sein leerer Magen ? ‚Egal.' dachte er still und seufzte. Er hatte Heute so ziemlich alles geschafft. Der alte Club war gekauft, er war bei der Stadt gewesen und hatte alles regeln können und hatte sich mit einem hier ansässigen Architekten beraten und ihm seine Pläne vorgetragen. Das hatte die meiste Zeit gebraucht, der Mann hatte immer wieder versucht, eigene Kleinigkeiten mit einzustreuen, die Kira aber gnadenlos niedergekämpft hatte. Als es ihm zuviel wurde, sagte er klipp und klar, daß er einen Anderen suchen würde, wenn seinen Plänen nicht Folge geleistet würde, danach war dann Ruhe. Ein leises "Ping !" riss Kira aus den Gedanken. Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich und er stieg aus. "Ab in die Höhle des Löwen." murmelnd, öffnete er die Tür und er erstarrte. Der Duft von Essen stieg ihm in die Nase. ‚Ja spinn ich denn, der kann auch kochen ?' Er konnte es kaum glauben, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte und in die Küche kam, wo Kael gerade mit dem Kochen fertig war. Der Blaue trug noch immer den Bademantel und begrüßte ihn mit einem finsteren Blick, der Tote wecken könnte.

Ohne ein Wort nahm Kael die Teller mit dem Essen auf und stellte sie an den Tisch - für sich selbst hatte er einen Tee gemacht, was der Gelbe trinken würde, war ihm eigentlich egal. Ohne auf diesen zu warten, begann der Callboy zu essen ... es war nichts Besonderes, lediglich Rindersteak, das mit Paprika und Tomaten geschmort worden war und dazu Reis. Doch in gewisser Weise konnte Kael die völlige Verblüffung in Kiras Gesicht verstehen, denn zu der Zeit, als sie noch in der Schule gewesen waren, hätte Kael niemals ein Essen angerührt, das nicht von einem Viersterne-Koch zubereitet worden wäre. Doch sowohl sein kaltes Gesicht wie auch sein ebenso kalter Blick warnten den Gelben, darüber kein Wort zu verlieren und sich gefälligst zu setzen, ehe das Essen kalt werden würde.

Der drehte sich erstmal um und holte sich einen Wein aus der Bar und kam dann wieder. Er würde sich hüten und nur ein Wort sagen, und so schwieg er noch immer, als er sich ein Glas aus den Schrank nahm und dann setzte. Er fand die Stimmung erdrückend. Kein Wort wurde gewechselt, nur die leisen Laute des essenden Kael waren zu hören. Selbst wenn Kira allein aß, war es still... aber nicht so bedrückend still. Er schenkte sich Wein ein und trank ihn zügig, dann schenkte er nach und fing an, zu essen. ‚Es schmeckt tatsächlich.' staunte er still.

Während der ganzen Zeit beobachtete der Blaue den Anderen - mal offen, mal verdeckt, doch er bemerkte schnell, daß diesem das Schweigen unangenehm war. 'Soll es doch - er wollte mich hier haben, doch fürs Reden bezahlt er mich nicht.' Kael war es gewohnt, daß beim Essen geschwiegen wurde - in seiner Familie war es niemals anderes gewesen, erst in dem Hurenhaus, in dem er arbeitete, hatte er gelernt, daß man beim Essen auch fröhlich sein konnte und es genießen. Doch er würde den Teufel tun und sich das anmerken lassen - als er schließlich mit seiner nur halb so großen Portion fertig war, stand er auf und begann, das Geschirr abzuwaschen, ohne auch nur einen Gedanken an den noch immer essenden Gelben zu verschwenden.

Der stürzte erneut den Wein herunter und füllte das Glas wieder nach. ‚Warum sagt er nichts ?' Das machte ihn ganz kirre, so aß er rasch auf, kippte das dritte Glas Wein herunter und stand auf. Er brachte sein Geschirr zum Abwasch, stellte es ab und murmelte ein "War lecker." Dann drehte er sich aber auch schon wieder um und verschwand in sein Schlafzimmer, um sich etwas Legeres anzuziehen.

Das leise Lob überraschte Kael, doch er ließ es sich nicht anmerken, solange der Gelbe noch in Sichtweite war. Erst dann hob er den Blick und seufzte ungehört, während ein müdes Lächeln über seine weicher werdenden Züge huschte. Er hätte nie erwartet, so etwas von Kira zu hören - und auch noch ehrlich gemeint, denn das hatte man heraushören können. Doch als er ein Geräusch hörte, kehrte die kalte Maske wieder zurück in die Züge des Blauen und er spülte auch noch den Rest ab, trocknete das Geschirr und räumte es wieder dorthin, wo er es geholt hatte. Daß Kira sich etwas Anderes anzog, konnte er hören - doch wenn der Gelbe glaubte, daß er wie ein Hund zu ihm kam und darum bettelte, dessen Lust zu befriedigen, dann hatte er sich gehörig geschnitten. Wenn der Gelbe etwas von ihm wollte, sollte er es sich schon holen - freiwillig geben würde er ihm nichts.

Darauf war Kira im Moment gar nicht aus, er beruhigte sich beim Umziehen ein wenig. Daher ließ er sich ein klein wenig Zeit, erst, als er wieder ruhiger war, kam er zurück in die Küche. "Zieh dich an, ich will dir Heute noch Klamotten besorgen." Jetzt war auch er wieder kühl und er verschwand auch wieder ins Wohnzimmer, um dort auf Kael zu warten.

Den Worten folgte eine spöttisch hochgezogene Braue Kaels, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und ging zurück ins Gästezimmer, um die Lederhose und das Top anzuziehen. Ohne ein Wort mit Kira zu wechseln, ging er danach in den Gang und zog die Stiefel an - nahm seine Jacke vom Haken und blickte zurück zu dem Gelben, der noch immer im Wohnzimmer stand. "Kommst du ? Oder willst du noch ein paar Stunden warten, bis wir endlich fahren ?" Die Worte des Callboys waren ebenso kalt wie sein Blick, denn er wollte keinesfalls zeigen, daß er sich freute, ein klein wenig aus dieser Wohnung herauszukommen.

Daß es so schnell ging, hatte Kira nicht erwartet, er stand ohne ein Wort zu sagen auf, und schlüpfte in seine Halbschuhe, die im Vorraum standen. Daß Kael so schnell fertig war, konnte man auf verschiedene Weise deuten. Kira deutete es so, daß der Blaue es eilig hatte, aus der Wohnung und zum Einkaufen zu kommen. "Du scheinst es ja fast noch eiliger als ich zu haben." stellte er trocken fest und nahm seinen Mantel vom Kleiderhaken und seinen Schlüsselbund vom Schlüsselbrett. Das Handy hatte er in seiner Hosentasche verstaut. "Dann los. Mal sehen, ob wir was für dich finden."

"Mach dir keine falschen Hoffnungen - ich möchte nur nicht die ganze Zeit in den gleichen Klamotten stecken. Eine Sache der Hygiene, nicht mehr." Mehr als das sagte der Blaue nicht, doch er folgte Kira, lediglich immer einen halben Schritt hinter ihm und an dessen Seite bleibend. Als sie am Auto angekommen waren, huschte für einen Moment etwas Undeutbares durch die Augen Kaels - doch dann verging es so schnell wieder, wie es gekommen war, als er sich hineinsetzte und anschnallte.

Kira wusste fast, was dieser komische Ausdruck in Kaels Augen bedeutete. Der Blaue war früher selber solche Wagen gefahren. Jetzt dürfte er nur noch mitfahren und blies den Leuten einen, die solche Wagen fuhren. Schon verrückt, wie sich das Leben ändern konnte. Kira stieg ein und schnallte sich an. Bevor er losfuhr, steckte er wieder eine Zigarette an und behielt sie zwischen den Lippen. Das Rauchen beruhigte ihn immer ein wenig, er hatte schon versucht, damit aufzuhören. Es war zwecklos. Auf die eine Marotte mehr konnte er inzwischen aber auch pfeifen. Zügig fuhr er durch die Straßen. Auf dem Heimweg Heute hatte er ein paar nette Läden gesehen, und auf die steuerte er jetzt zielsicher zu.

Der schlanke Callboy sagte nichts, sondern verschränkte nur seine Arme, schlug die Beine übereinander und lehnte sich ruhig in den Sitz, um aus dem Fenster die Stadt zu betrachten, die trotz der hereingebrochenen Nacht hell erleuchtet war. Daß Kira rauchte, störte ihn nicht ... er war es mittlerweile gewöhnt, auch wenn er selbst sich dieses Laster nicht angewohnt hatte. Nicht, weil er keine Lust darauf gehabt hätte - doch er hatte nicht das Geld, um so etwas zu finanzieren, das Wenige, das ihm blieb, steckte er in andere Dinge. Als sie schließlich hielten, schnallte sich Kael wortlos ab und stieg aus, schloß seine Jacke und wartete auf Kira, damit dieser ihm in das Geschäft vorging, das Jemanden wie ihn nicht einmal einlassen würde, wenn er ein Bündel Geld in der Hand hätte.

Klar, denn das Outfit von Kael schrie nur so "Nutte !!". Aber mit Kira war das dann kein Problem, er war kalt genug, um mit Kael den Laden zu betreten. Der Verkäufer stotterte nur etwas, dann schnitt Kira ihm das Wort ab. "Ich hab ne goldene Kreditkarte, wenn sie nicht wollen ?...Okay." Damit drehte er sich um, wurde dann aber vom Geschäftsführer gestoppt. "Ach bitte warten sie doch. Natürlich stehen wir ihnen zur Verfügung." schleimte er und lächelte ebenso schleimig. "Na Bitte." brummte Kira, als wäre er gleich milde gestimmt und nickte zu Kael. "Er soll vernünftige Klamotten bekommen. Dunkle Stoffhosen und Hemden, nicht zu fein, es soll gemütlich sein... und noch etwas Weißes, sie machen das schon." Er setzte sich auf den angebotenen Sessel und sah zu, wie alle Verkäufer im Laden flinke Füße bekamen und loseilten.

Der schlanke Callboy hob nur wieder eine Braue - die Kälte seiner Züge milderte sich nicht einen Herzschlag lang, als er die Verkäufer beobachtete. Er kannte diese Sorte und er kannte auch diese Geschäfte nur zu gut. Als der erste Verkäufer mit Ware ankam, senkte Kael nur beide Brauen und besah sich das Etikett - mit einem leisen "Sie glauben doch nicht wirklich, daß ich ein Seidenimitat nicht erkennen kann ?!", das so scharf wie ein Messer war, wandte er sich wieder zu Kira um und ging zu ihm. "Es liegt bei dir - diese Verkäufer haben so wenig Geschmack wie meine Kollegen. Soll ich nehmen, was sie mir bringen ? Oder soll ich eine Vorauswahl treffen ?"

"Such du was aus, du kennst dich da noch besser aus als ich, wie es aussieht.... tob dich aus." Kira ließ ihn einfach machen und nahm den Whiskey, den man ihm nur zu gern brachte, von dem kleinen Tablett. Für ihn war es das Beste, wenn Kael selber aussuchte, so würde ihm alles passen und er bekam was für sein Geld.

Mit einem Nicken gab der schlanke Blaue zu verstehen, daß er ihn verstanden hatte, ehe er sich zu den etwas verdutzten Verkäufern umdrehte und kühl zu lächeln begann. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, zählte er die verschiedensten Marken auf und auch, welche Teile der Kollektionen er in welchem Material wollte. Als die Verkäufer ihm schließlich noch immer ein wenig verblüfft die Ware brachten, nickte Kael nur und ging zu den Umkleiden - zog dort das erste Ensemble an, trat heraus und ging zu Kira, um sich ihm zu zeigen. Der schlanke Blaue wußte, daß er mehr als nur gut darin aussah - wie der Gelbe es verlangt hatte, waren die Farben in einem schlichten Schwarz und einem dunklen Blau gehalten, das Kaels Gestalt schmeichelte, der Schnitt unterstützte noch in dezenter Art die gute Figur und wirkte sowohl edel wie auch ein wenig unauffällig. Und man konnte förmlich spüren, wie bequem die feinen Stoffe waren, die weich über die Haut des Callboys flossen. Noch verblüffender war allerdings etwas Anderes: Als hätte Kael eine Maske abgestriffen, sah man förmlich, wie sehr ihm diese Kleidung paßte - er schien für nichts Anderes geboren zu sein, so, als ob sein voriges Outfit nur eine Laune gewesen wäre.

Kira stellte etwas abwesend das Glas beiseite und richtete sich in dem Sessel auf. Sein Blick flog über den schlanken Körper. Oh ja, Kael war einfach für so etwas geboren. "Sieht gut aus, das nehmen wir schon mal." Er meinte es ernst und ehrlich. Sein Magen kribbelte wieder wie früher und es kamen Gefühle hoch, die er aber wieder hinabkämpfte.

Etwas, das der blaue Callboy allerdings nicht bemerkte. So nickte er nur und ging wieder in die Kabine zurück, probierte das nächste Ensemble und führte es Kira vor, ebenso wie noch einige Weitere. Dann orderte er von manchen Hemden oder Pullovern noch zwei Weitere, ebenso wie Socken und Slips in den entsprechenden Größen. Auch die passenden Halbschuhe und schlichten Winterstiefel suchte er sich aus, sowie einen passenden Mantel - zog schlußendlich wieder seine alten Sachen an und kam zu dem Gelben zurück, nickte und sprach ein leises "Ich denke, das genügt ...?" zu ihm, ehe er wieder schwieg und sich nicht anmerken ließ, wie sehr er es genossen hatte, hier einzukaufen.

Kael war immer wieder ein kleines Lächeln entwischt. Die kleinen Augenblicke hatte Kira bemerkt und sie sorgten dafür, daß sich sein Bauchkribbeln etwas verstärkte. ‚Denk nicht dran, Kira.' Er vertrieb das Kribbeln. Er wollte es gar nicht erst zu weit kommen lassen. "Ja, das reicht." antwortete er auf Kaels Worte und stand auf, um zu bezahlen. "Du hättest ruhig gleich was anlassen können." Er musste etwas zicken und tat dies hiermit auch.

"Du solltest wissen, daß so etwas als sehr unhöflich betrachtet wird, Kira. In einem solchen Geschäft zieht man das, was man gerade gekauft hat, nicht an. Dazu können wir woanders hingehen, Hm ?" Kael zickte ebenso zurück und man hörte einen Moment wieder den reichen Snob heraus, der er einmal gewesen war - doch dann verstummte der schlanke Callboy und senkte nur kurz den Blick, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging nach Draußen, um vor dem Geschäft auf den Gelben zu warten. Für einen winzigen Moment hatte Kael vergessen, was er geworden war - für einen winzigen Moment war er wieder der Sohn eines millionenschweren Geschäftsmanns. Doch das war nurmehr ein Traum und die Realität schien wie ein Schlag, der ihm die Luft nahm, und deshalb wartete er Draußen auf seinen einstweiligen 'Besitzer'.

Ein Schlag, den Kira ihm zu gern gleich mit der Hand verpasst hätte, aber der Gelbhäutige hatte genug Selbstbeherrschung gehabt, um sich bremsen zu können. Jetzt wusste er, warum er Kael nicht mochte, es war genau dieses Verhalten gewesen. Ein Snob, der alles benutzte, was ihm in die Fänge geriet und dann zu Boden fallen ließ, um noch weiter drauf herumzutrampeln. Mit kalten Augen kam Kira nach. Er hatte bezahlt und ging schweigend zu Wagen. Zuhause konnte Kael was erleben.

Ebenso schweigend folgte ihm der Blaue - er war zu sehr in seinen eigenen Gedanken versunken, um die Stimmung Kiras zu bemerken und setzte sich nur in den Wagen, schnallte sich an und lehnte ein wenig an der Türe, als sie schließlich losfuhren. Lediglich der leicht abwesende Blick seiner Augen zeigte, daß er nachdachte ... und daß er nichts von dem bemerkte, das in dem Gelben neben sich vorging.

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