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”Was für eine Nacht ...” 01
 

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Leise vor sich hinpfeifend, betrachtete Corano die Auswahl in seinem Kleiderschrank und grinste schließlich, als er eine schwarze, weiche Lederhose nahm, die an den Seiten einen handbreiten Schlitz besaß, der alle zehn Zentimeter von einer dünneren Stahlkette zusammengehalten wurde. Dazu wählte der junge Blauhäutige ein silbernes Netzhemd ohne Ärmel und einige Silberarmketten, ein paar Silberringe und schwarze Lederstiefel, um sein Outfit zu komplimentieren. Denn heute würde er mit einigen seiner Freunde die Clubs unsicher machen, um die ersten Semesternoten zu feiern, die er bekommen hatte. "Ja, heute machen wir einen drauf - und vielleicht finde ich ja einen hübschen Kerl, mit dem ich die Nacht verbringe." Allein schon der Gedanke ließ Corano grinsen ... denn während der letzten Monate hatte er kaum Sex gehabt, da er die Zeit für das Lernen brauchte. Und kaum, daß er sich angezogen hatte, klingelte es schon und der junge Blaue warf seine achsellangen, rotschwarzen Haare nach hinten, schnappte sich noch Geldbeutel, Handy und Schlüssel und warf die Türe hinter sich ins Schloß, um nach unten und zu seinen Freunden an die Trambahn-Haltestelle zu laufen.

Gegenüber von der Haltestelle blickte Louis gelangweilt aus seinem Ladenfenster. Er wartete auf einen Kunden und seufzte, als er die Gruppe mit den Studenten sah. “Ja, ja, die haben ihren Spaß ... wann kommt der Depp denn endlich. Immer muss man auf ihn warten.” Es ärgerte ihn, daß Mo nicht kam, aber das war bei ihm nichts neues.

Die Studenten merkten das allerdings nicht und lachten über einen Scherz, den einer von ihnen gerissen hatte. Die Tram kam schnell und sie stiegen ein, lachten und für einen Moment blickte Corano zu den Läden, die an der anderen Straßenseite lagen. Doch dann fuhr die Tram wieder los und er vergaß es wieder, da sie bald an dem ersten Club ankommen würden.

 

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Später am Abend war Louis mit der Arbeit an Mo fertig. Der Kunde war weg, und Lou hatte noch aufgeräumt und die Sachen in den Sterilisator gepackt. Jetzt verließ er den Laden, und schloss ab. Hinter sich hörte er die Straßenbahn, die wie immer hielt ... und dann hörte er einen lallenden, jungen Mann, der irgendetwas brabbelte. Als er sich umdrehte sah er, wie der Blaue herumtorkelte, und sich schließlich auf die Bank der Wartehalle sinken ließ. “Oh Mann, wie kann man sich nur so gehen lassen.”

Währenddessen versuchte Corano vergebens, gegen die sich drehende Welt anzukämpfen und hielt sich nur fest, damit er nicht wieder umfiel. "Schei ... Scheiß ... Sch ... verdammt, wiescho dreht sich das alles. Matt, du Ar ... du Arsch ... wart nur, wenn isch ... ach Scheiße." Den ganzen Abend über hatten seine Freunde ihm Drinks ausgegeben - und Corano merkte nicht, daß in den fruchtigbunten Drinks verdammt viel Alkohol gewesen war. Und als er es endlich merkte, war es schon zu spät und er schaffte es gerade noch in die Trambahn und zu seiner Haltestelle, ohne sich zu übergeben. Doch nun stieg ihm der Alkohol immer stärker zu Kopf und Corano schaffte es nicht mehr weiter, denn er war viel zu betrunken, um sich noch wachzuhalten und döste langsam weg.

All das sah Louis mit an, und der Gelbhäutige seufzte leise. “Du hast ein zu gutes Herz.” Mehr sagte er nicht und ging rüber, packte den Blauen, und half ihm auf die Beine. “Na, komm mal mit, Hübscher. Wenn man einen so heißen Kerl wie dich hier liegen lässt, dann passiert noch was ... komm schon, werd mal wach.”

"Hmmmm ?" Corano fühlte nur, wie ihn jemand hochhob und versuchte, so gut es ging, zu helfen, ehe er einen verschwommenen Blick von einem gelbhäutigen Mann erhaschte. "Hm, isch kann swar nich sehen, ob duuuu gut aussiehst - aber das is mir egaaaaaaal, solange du ein Bett hascht. Oder ?" Im Moment wollte der junge Betrunkene nichts mehr, als sich hinzulegen und zu schlafen ... und vorzugsweise natürlich neben einem jungen Mann.

“Na, aber hallo ... sicher hab ich ein Bett.” Gut aussehen tat der Blaue ja, und scheinbar stand er auf Kerle. “Und ja, es ist egal.” Lou lachte, und half dem Blauen über die Strasse und die Treppe hoch zu seiner Wohnung. In der Wohnung brachte er ihn in sein Schlafzimmer und ließ ihn auf das Bett fallen, ehe er die Tür abschloss und zu ihm kam. “Du hast ganz schön was gebechert, so wie du stinkst.”

"Schhh ... schtinnnnk ... ja, das müssen diese ..." Corano lachte und hickste, ehe er noch ein "Ich muß mal ...?" lallte. Ihm selbst fiel nicht auf, daß er extrem nach dem Alkohol stank, den er getrunken hatte ... doch er merkte nun, daß er noch einmal aufs Klo mußte und versuchte, wieder aufzustehen.

“Oh Mann, ich hätte dich da liegenlassen sollen.” Lou strich sich über die Haare und packte schließlich wieder zu, um den Besoffenen zum Klo zu bringen. “Besser ich helfe, nicht, daß du mir noch das Bett versaust. Und setz dich hin, sonst pisst du hundert Pro neben die Schüssel.”

Der junge Blaue folgte so gut es ging, und er genoß es sichtbar, sich an den Fremden zu lehnen. "Hmmm ... und wenn du mir hilfst, Süßer ? Du bist nüüüüüüüüchtern und deine Hände sehen soooo gut aus ... hm ?" Er säuselte ein wenig durch den Rausch, doch irgendwie merkte er in seinem alkoholumnebelten Hirn, daß der Gelbe doch recht gut aussah und sich irgendwie gut anfühlte.

“Ja, klar ... also gut. Nicht, daß du mir wegpennst, wenn du sitzt.” Lou gab sich geschlagen, stellte den Blauen vor dem Klo ab, und öffnete dessen Hose. Danach wartete er ungeduldig, bis der seinen Schwanz endlich rausgefummelt hatte und seufzte, ehe er selber zupackte, weil es ihm zu lange dauerte. “Du bist so besoffen, du findest nicht mal deinen Schwanz.” murrte er, und zielte für Corano. “Lass laufen ... immerhin bist du da unten sauber.”

"Wasche misch ja ... ahhhh, das tut guuuuuuuuut." Der junge Blaue seufzte wohlig und entspannte sich, ließ es laufen und lehnte dabei müde an dem Gelben, der ihm dabei half, sich zu erleichtern. Dann war er fertig und fummelte kurz mit dem Klopapier, ehe er sich abwischte und seinen Kopf auf die Schulter des Anderen legte. "Danke dir ... aber jetzt bin isch müde ..."

“Nun, dann geht’s ab ins Bett.” Lou fand die Sache langsam doch eher lustig, und er brachte den Blauen zum Bett, um ihm dabei zuzusehen, wie er sich einfach rauffallen ließ und sofort einschlief. “Oh Mann, das ist ja wohl nicht wahr.” Kurzentschlossen zog er den Blauen aus und warf dessen Sachen auf den Fußboden. “Immerhin sieht er gut aus.” stellte Lou fest, und grinste sacht. Schlafen würde er nicht mit ihm, aber er würde ihm am Morgen einen kleinen Schreck einjagen. Aber erst Abendessen, und dann zu dem Blauen ins Bett.

Dieser merkte das alles aber gar nicht mehr, da der Alkohol ihn in einen fast schon bewußtlosen Schlaf schickte. Corano wurde nur noch einmal kurz ein wenig wacher, als sich jemand neben ihn legte und kuschelte sich an den warmen Körper heran - doch dann schlief er wieder tief ein und lächelte nur, als er einen besonders schönen Traum hatte.

 

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Als die Sonne am nächsten Vormittag in das Schlafzimmer schien, wachte der junge Blaue langsam auf und stöhnte schmerzvoll, als schon die sachteste Bewegung seinen Kopf wie eine riesige Glocke aufdröhnen ließ und sein Magen versuchte, durch seine Gurgel zu entkommen. Und Coranos Mund fühlte sich an, als hätte eine Kolonie Ratten es sich gemütlich gemacht und wäre seit einigen Tagen gestorben, um nun langsam dort zu verwesen. "Oh Gott ... oh mein Gott, ich glaube, ich sterbe ... aber vorher muß ich aufs Klo. Ja, das ist eine gute Idee ..."

“An einem Kater ist noch keiner gestorben.” murmelte Louis, der von dem Stöhnen aufgewacht war. Der Kater geschah dem Blauen nur recht, es würde ihm vielleicht eine Lehre sein.

"WAH !!!" Corano erschrak so sehr, daß er aus dem Bett fiel und mit einem Krachen unten landete. Im ersten Moment konnte er nicht atmen, da sein Kopf ihn so schmerzte - doch dann stöhnte er wieder leise und krümmte sich leicht zusammen, atmete tief durch und öffnete die Augen wieder, um sich langsam umzusehen. "Shit ... das ist nicht meine Wohnung. Aber wie ... wie komme ich hierher ? Wo bin ich überhaupt ? Ich kann mich an nichts mehr erinnern, seit Patt mir dieses pinke Zeug zu trinken gab ... au, aua ... mein Kopf ..."

Lou rollte sich auf den Bauch, und kuckte über die Bettkante. Der Blaue wand sich und zuckte wie ein kleiner Wurm, und das ließ Lou sacht grinsen. “Also, wenn du nicht in deiner Wohnung bist, dann wirst du wohl in meiner sein, oder ?” Er blickte sich um, und nickte. “Jap, das ist meine Wohnung ... ich hab dich an der Straßenbahnstation liegen sehen und eingesammelt. Du warst ein echt guter Fick.” Er log zwar, aber es sollte ja auch ein kleiner Spaß werden.

Als er wieder diese Stimme hörte, blickte Corano auf und achtete darauf, seinen schmerzenden Kopf nicht zu sehr zu bewegen. Im ersten Moment schockte ihn diese Nachricht sichtbar - denn wenn er so weggetreten war, hätte er bei sonstwem landen können. Doch dieser Gelbe sah irgendwie nicht einmal schlecht aus und so lächelte Corano etwas schief, ehe er sich mühsam aufsetzte und aufstand. "Ehrlich ? Ich hab nen Filmriß, war der Alkohol. Warte, ich bin gleich wieder da." Dann drehte der junge Blaue sich um und ging aus dem Schlafzimmer, nickte, als er das Bad sah und ging hinein, um sich zu erleichtern und dann nach dem Abwischen und Händewaschen kurz die Zähne zu putzen. Corano dachte sich nichts dabei, die Zahnbürste dieses Fremden zu benutzen - denn wenn sie Sex gehabt hatten, dann würde er garantiert noch etwas anderes von ihm im Mund gehabt haben. Als er dann fertig war, trank er sich noch satt und nickte, als sein Kopfweh fühlbar besser wurde und sein Magen sich beruhigte, kehrte ins Schlafzimmer zurück und legte sich ins Bett, um seinen Gastgeber zu betrachten. "Nochmal von vorne ... du hast mich an der Tramstation aufgelesen und wir sind dann im Bett gelandet ? Wow. Ehrlich, es ist verdammt schade, daß ich mich nicht mehr daran erinnern kann - aber das kann man ja nachholen." Noch während er sprach, kam Corano näher und schnurrte leise, ehe er den Gelben küßte und damit begann, über dessen trainierten Körper zu streicheln.

Im ersten Moment war Louis doch überrascht, aber dann erwiderte er den Kuss und grinste schließlich. “Ich hab dich verarscht ... du warst so besoffen, daß du sofort weggeknackt bist. Selbst wenn ich gewollt hätte, du wärst dabei eingepennt.”

Im ersten Moment weiteten sich die Pupillen in den dunkelroten Augen Coranos - doch dann lachte er leise, legte sich neben den Gelben und betrachtete ihn aus genießenden Augen. "Schade ... wirklich schade. Willst du denn jetzt ? Ich würde nicht nein sagen, du siehst nämlich klasse aus. Wäre nur schön, wenn du dir die Zähne putzt und vielleicht eine Kopfschmerztablette hättest, Sex ist zwar ideal gegen Kopfschmerz, aber Sex ohne Kopfschmerz ist noch besser."

“So, so, Sex hilft gegen Kopfschmerzen ?” Louis hob eine Braue, und grinste sacht. Er überlegte, ob er es machen sollte. Sein letztes Mal war schon ne Weile her, und der Kerl war immerhin kein Arsch. “Ich putze erstmal Zähne, und überlege dabei.” Louis lachte leise, denn er sah, daß der Blaue scharf auf ihn war. Aber wenn er ihn schon hier pennen ließ, konnte er Corano auch ein wenig zappeln lassen. Also stand er auf und ging ins Bad, um dort zu sehen, daß seine Zahnbürste benutzt worden war. Für ihn war das ein Tabu, und so: “Du hast meine Zahnbürste benutzt ... kein Sex, weil du nicht gefragt hast.”

Und das wiederum überraschte Corano sichtbar, ehe er kurz schnaubte und langsam wieder aufstand. "Mal ganz ehrlich - du zickst ganz schön. Wenn ich Sex habe, dann nehme ich mehr als nur Lippen in den Mund, und da unten ist selten ein Mann sauber. Und vorhin stank ich aus dem Mund, als ob eine Herde Ratten darin verfaulen würde - wäre dir das lieber gewesen ? Aber ok, dann eben nicht. Schade ... hätte gern getestet, ob mein Geschmack mich verläßt, wenn ich besoffen bin." Noch während er sprach, nahm der Blaue seine Kleidung auf und zog sich an, blickte bedauernd auf seinen Gastgeber und seufzte, ehe er seinen Schlüssel herausnahm und ein wenig schief grinste. "Wenigstens bist du eine ehrliche Haut - hättest mich auch ausrauben können. Also dann, man sieht sich vielleicht."

“Du hast das falsch verstanden. Es ging nur darum zu fragen, ich hätte dir eine eigene Zahnbürste gegeben.” Mit den Worten kam Lou aus dem Bad und sah zu, wie sich der Blaue in seine Klamotten zwängte. “Du musst zugeben, es wäre eine Sache der Höflichkeit gewesen ... ah ja, ich heiße Louis.”

Diese Reaktion verwunderte den Blauen und er blickte einen Moment auf die ausgestreckte Hand, ehe er leise lachte und sie kurz, doch herzlich schüttelte. "Hi - schön, dich kennenzulernen, ich bin Corano. Und wegen der Bürste ..." Dabei ließ Corano ihn wieder los und zuckte verlegen mit den Schultern. "Die meisten One-Nights mögen es nicht, wenn man so persönlich wird, daß man nach einer Zahnbürste frägt - sie werfen einen dann gleich raus, genauso wie du vorhin. Und ich dachte, ich bin nicht so ein Arsch, daß ich dir einen Kuß gebe, wenn ich so aus dem Mund stinke. Normalerweise bleibe ich ja auch nicht so lange, es tut mir leid, daß ich dir bis jetzt auf die Nerven ging."

“Ich hab dich besoffen ertragen, also kann ich dich auch jetzt ertragen. Immerhin durfte ich deinen Schwanz schon anfassen.” Lou lachte leise. “Obwohl es auch Eigennutz war, du hättest sicher danebengepullert. Aber jetzt genug - ich mach uns ein Frühstück, dann geht der Kater auch weg. Außer, du magst nicht bleiben. Ich vermute, du wohnst gleich gegenüber in der Nähe der Straßenbahnstation.” Er selbst schlüpfte nun auch in eine Hose, und zog ein schwarzes Unterhemd über.

"Wow - Frühstück ?! Mann, da sag ich nicht nein, ist selten genug, daß ein One-Night sowas anbietet und bei mir daheim ist Ebbe im Kühlschrank. Klar mag ich bleiben, ich habe Hunger, sorry. Und danke." Dieser Gelbe war sehr ungewöhnlich - alleine schon dessen kräftigere Gestalt, die gut zeigte, daß er ein Mischling sein mußte und auch die zu einem Irokesen geschnittenen Haare und die Tribal-Tattoos an den Unterarmen. Doch es stand ihm und Corano schmunzelte, denn irgendwie stand Gelben wirklich jede Frisur. Dann blickte er jedoch aus dem Fenster und stutzte, ehe er leise lachte. "Jep, ich wohne gegenüber - dort, das grüne Haus, im dritten Stock oben. Wenigstens bin ich nicht weit weg gelandet, Hm ?"

“Wenn man es genau nimmt, war es ja kein One-Night, wir hatten ja keinen Sex.” Auch Lou lachte leise, und blickte nochmal kurz aus dem Fenster zu dem grünen Haus. “Das Haus, in dem die vielen Studenten wohnen.” stellte er fest, und ging in die Küche. “Socke, Fresschen.” Und schon maunzte es laut, ein leiser dumpfer Laut war zu hören und eine schwarze, flauschige Katze sauste im Flur an Coranao vorbei.

Jener guckte nicht schlecht, als er die Katze hörte - doch dann lachte er leise und folgte Louis in die Küche, kniete neben der Katze und streichelte ihr zärtlich über das weiche Rückenfell, ehe er sie hinter den Ohren kraulte und das Schnurren genoß. "Eine Katze - Mann, das ist schon ewig her, daß ich bei jemandem war, der eine Katze hatte. Ich mag Katzen sehr, aber im Wohnheim darf ich keine halten. Sie ist wunderschön, wirklich wunderschön ... Socke ? Ungewöhnlicher Name, wie kams dazu ?" Corano hoffte, daß das jetzt nicht zu aufdringlich wurde - doch es war ihm rausgerutscht und er blickte zu dem Gelben auf, während er unbewußt die achsellangen Haare nach hinten schwang.

“Der Züchter wollte ihn nicht, weil er zwei verschiedene Augenfarben hat. Ich hab den Kleinen aufgezogen, und er versteckt sich gern in meiner Kommode im Sockenfach. Daher Socke.” Der Kater maunzte und stürzte sich gleich auf sein Futter, als Lou es ihm hinstellte. “Und jetzt bauen wir uns ein Frühstück. Ich hab Eier und Speck, kann aber auch Pfannkuchen machen, wenn du magst.”

"Ups - ein Kater, hm ? Sorry, Socke. Und ganz ehrlich, ich bin genügsam - Eier und Speck machen nicht so viel Arbeit und weniger Geschirr, ich hätte auch einen Toast mit Wurst oder so genommen. Ich bin Student, ich mache mir nicht so viel Arbeit mit dem Essen." Es war Corano ein wenig unangenehm, daß Louis sich so viel Mühe machen wollte und er hoffte, daß dieser sich nicht verpflichtet fühlte.

Das tat Louis nicht, und er holte schließlich Eier, Speck und Toast hervor. “Dann nur Eier und Speck mit Toast ... magst du Kaffee ?” Er selber liebte Kaffee, und würde dann etwas mehr machen. “Darf ich fragen, was du studierst ?”

"Hm ? Ohhh, Kaffee - wenn du welchen hast, bitte her damit, ich brauche das Zeug. Und nun, äh ..." Es war Corano sichtbar peinlich, auf die zweite Frage zu antworten und er stand auf, um sich kurz im Nacken zu kratzen und dann verlegen lächelnd mit den Schultern zu zucken. "Biologie ... ich mag Tiere und hoffe, daß ich vielleicht einmal in einem Zoo oder so arbeiten kann. Notfalls als Assistent für einen Tierarzt, aber das ist noch in weiter Ferne. Dumm, nicht ? Ich hätte mir eine Lehre suchen sollen, aber es gab nichts Gescheites und jetzt bin ich schon zu weit, um aufzuhören."

Luois musterte den Blauen, denn er wirkte doch sehr verlegen. “Bio ist doch wirklich ein schönes Studium, kein Grund, so schüchtern zu sein. Ich bin Tätowierer, der Shop unten gehört mir, und Pircen tue ich auch.” Während er sprach, machte er Kaffee und legte dann den Speck in die Pfanne, um danach die Eier aufzuschlagen.

"Wow - der Shop gehört dir ? Irre ! Ich hab mir schon öfter mal deine Auslage angesehen, aber da man wegen den Vorhängen nicht reinsehen kann, wußte ich nicht, daß du den Shop führst. Aber das mit den Vorhängen finde ich gut, so hat der Kunde ein wenig Privatsphäre und wird nicht von Passanten begafft wie beim Friseur." Es war schon seltsam ... doch irgendwie mochte Corano diesen Gelben und grinste, als er sich neben ihn an die Ablage lehnte. "Und weißt du eigentlich, daß du der Erste bist, der Bio gut findet ? Alle Anderen gucken mich immer an, als ob ich Putzen studieren würde und meinen, daß ich wenigstens Arzt oder Anwalt oder sowas studieren sollte. Oder Anatomie, oder Archäologie, oder Chemie, Physik, Mathe, weiß der Geier was."

“Ist doch nullachtfünfzehn, all das andere. Bio ist so artenreich, da hat man wenigstens was zu tun.” Lou mochte den Blauen auch, und kippte nun das geschlagene Ei in die Pfanne. “Und die Vorhänge hab ich eingeführt, weil ich es nicht mag, wenn die Leute reinglotzen. Ich arbeite lieber ganz in Ruhe, und so kommen die Leute rein, wenn sie den Laden ansehen wollen, und sabbern mir nicht die Scheibe voll." Sein Arbeitsplatz war auch abgetrennt, damit keiner im Laden zusehen konnte, wenn der Kunde es nicht wollte.

Corano nickte und drehte sich um, öffnete einen der Hängeschränke und grinste, als er die flachen Teller entteckte, zwei davon nahm und schon einmal auf den kleinen Küchentisch stellte. "Finde ich gut - grad beim Tätowieren ist das wichtig, da kann man schließlich nicht radieren, wenn man sich vermalt. Und ja, Bio ist total vielfältig ... und man hat viele Optionen, was man machen kann, auch wenn ich niemals Lehrer werden möchte." Es schauderte den Blauen schon bei dem Gedanken, doch dann lenkte er sich damit ab, daß er ihnen Besteck raussuchte.

“Lehrer würde ich auch nicht sein wollen. Ich selbst war ein umgänglicher Schüler, aber Andere nicht, und heute sind die Kids noch viel krasser drauf. Kein Respekt.” Das Ei war schnell fertig und Lou verteilte es auf beide Teller. Dann holte er den Kaffee und goss ihnen beiden ein. Eigentlich fehlte nur noch der Toast, aber auch das war zügig erledigt, und die Brotscheiben landeten im Toaster. “Ich hab mich eher für Kunst interessiert ... und zum Piercen halt doch ein wenig was Ärztliches und son Kram.”

Währenddessen hatte Corano das Besteck auf den Tisch getan und nickte, nahm die Toastscheiben heraus und legte sie ihnen neben die Teller, ehe er sich setzte und breit grinste. "Wahnsinn - das ist das erste Mal, daß ich am nächsten Morgen ein Frühstück bekomme. Und dazu noch so ein verdammt gutes ! Ich danke dir, Louis. Und einen guten Appetit, hm ? Und Kunst ? Das ist gut, ein Tätowierer, der nicht zeichnen kann, ist nicht gut."

“Oh, du glaubst nicht, was sich alles Tätowierer schimpft. Es gibt nur wenige, die selber Freihand ein Tattoo auf die Haut malen können. Ich kann es zum Glück, aber ich nutze wie alle Anderen auch Vorlagen, die mit besonderem Papier auf die Haut gedruckt werden.” Lou erzählte beim Essen, und grinste hin und wieder. “Ihr Studenten solltet wirklich anders essen. Wenn ich nichts zu tun habe, zähle ich die Pizzaboten, die in euer Haus kommen. Dabei kann man auch schnell und gesund kochen ... lass mich raten, du kochst auch lieber selber ?”

"Wenn ich kann, ja - aber ich bin ehrlich, auf zwei kleinen Herdplatten und mit einer Schüssel zum Spülen bleibt einem nicht viel, ich habe ja Glück, daß ich eine Microwelle habe. Meist mache ich mir Nudeln mit kleingeschnittenem Fleisch und Soße - und Salat, so habe ich nur wenig Geschirr. Und es ist billiger als dauernd Pizza, ich habe nicht viel Geld übrig. Das Stipendium reicht nicht unbedingt sehr weit und das Gestern konnte ich mir auch nur leisten, weil meine Kumpel zahlten. Und ganz ehrlich: Ich hätte es lassen sollen ... so hackedicht war ich noch nie. Aber andererseits hätte ich dich dann nicht kennengelernt, also ein wenig kam doch dabei raus." Das ließ den Blauen wieder grinsen und er nahm eine Gabel Ei, schloß genießend die Augen und nickte, als er noch ein leises "Die sind verdammt gut." nachsetzte.

“Als Student ist man echt geschlagen.” murmelte Louis, und futterte gedankenverloren sein Frühstück. Irgendwie mochte er den Blauen wirklich. “Hast du einen Nebenjob ?” hakte er kurz nach, und trank einen Schluck Kaffee.

"Hm ? Nein - das Problem ist, daß ich auch Zeit für die Studien brauche, und wenn ich einen Job als Kassierer oder Bedienung mache, geht es nicht. Ich suche noch ... wäre gut, mal ein wenig mehr Geld zu haben." Corano seufzte leise und stocherte ein wenig in seinem Frühstück, doch dann lächelte er wieder und aß eine weitere Gabel.

“Hmmm ...” murmelte Lou, und schimpfte innerlich über sein gutes Herz. “Wenn du magst, kannst du bei mir Telefondienst machen. Ich bin allein im Laden und wenn ich arbeite, kann ich selten rangehen. Nebenher kannst du dann lernen.”

Im ersten Moment blickte Corano ihn mit großen Augen an - doch dann lachte er und nickte heftig, ehe er sich vorneigte und Louis angrinste. "Gern, sehr gern sogar ! Da kann ich lernen und dir helfen und du brauchst mir eigentlich nichts zahlen, es reicht schon, wenn ich hin und wieder was essen kann, hm ?" Daß er dann auch in der Nähe dieses verdammt gut aussehenden Gelben sein konnte, war noch ein besonderer Bonus, den er aber hier lieber nicht erwähnte.

“Du bekommst Geld, und basta.” erwiderte Lou, und blickte ernst zu dem Blauen. Er ahnte aber trotzdem, was in dessen Kopf herumschwirrte, und grinste innerlich. Corano fuhr total auf ihn ab und freute sich richtig, bei ihm arbeiten zu dürfen. So sehr, daß er auf Geld verzichten wollte.

Das stimmte - doch dann riß sich der Blaue zusammen und aß weiter, lächelte nur hin und wieder und betrachtete Louis dabei, wie auch dieser aß.

Lou bemerkte die Blicke, und es bestätigte seinen Verdacht. Nach dem Essen würde er das mit der Arbeit klären, aber jetzt schwiegen sie erstmal, um zu genießen. Mal sehen, was der Blaue noch so für Überraschungen bereithielt.

 

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