”Was für eine Nacht ...” 08
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Nicht ganz eine Stunde später nickte Corano zufrieden, als er den fertigen Boden vor sich begutachtete. Auch hier hatte er ganze Arbeit geleistet und sobald alles trocken war, würde er noch einmal drüberwischen und dann konnten sie alles wieder zurück an den jeweiligen Platz räumen. Doch zuerst wollte er frühstücken und sich duschen, denn er hatte immensen Hunger und überall die Spuren der Arbeit an seiner Haut und den Haaren. Mit den Gedanken sperrte Corano den Laden zu und lief zu Lous Wohnung hoch, trat ein und zog im Gang die Schuhe aus, ehe er auch seine Hose und das Hemd auszog und gleich ins Bad brachte, um sie in die Waschmaschine zu stecken. Dann wusch er sich gründlich die Hände und lächelte, als er nur mit seinem Slip bekleidet in die Küche kam. "Ich habe die Kleidung gleich in die Waschmaschine, damit ich dir nicht die Küche dreckig mache, Großer. Oh, verdammt, das riecht gut ... was gibts denn ?"
“Ist gut ... nun, ich dachte erst etwas Deftiges, aber dann hab ich doch Pfannkuchen mit Sirup gemacht, und ein Rührei mit Speck und noch so einiges, schau selbst.” Lou lachte und brachte die Kaffeekanne zum Tisch, der schon reich gedeckt war.
"Verdammt." Mit dem Ausruf auf den Lippen setzte sich Corano an den Tisch und lachte leise, ehe er sich Rührei und Speck auf seinen Teller gab und schon damit begann, zu essen. Danach würde er sich ganz sicher noch einen oder zwei Pfannkuchen gönnen und vielleicht noch eines der Brote, doch das würde sich entscheiden, wenn es soweit war. Im Moment genoß er das Rührei und trank immer wieder einen Schluck des Kaffees, denn gerade nach der anstrengenden Arbeit und der durchgemachten Nacht tat der Kaffee mehr als nur gut. "Oh Mann - das schmeckt so gut wie immer, Lou. Ganz ehrlich, wenn du mal keine Lust mehr auf tätowieren hast, könntest du dir ein Vermögen mit einem Restaurant verdienen." Es war ein gutgemeinter Scherz zwischen ihnen beiden - denn sie wußten beide, daß Lou niemals aufhören würde, seiner Passion nachzugehen.
So war es auch - er liebte seinen Beruf, und kochte dann lieber für sich und Andere. “Dann habe ich aber weniger Zeit und eine Restaurantküche ist mir zu stressig, dann sitze ich lieber stundenlang an einem Tattoo.” Lou grinste wieder, und futterte schon mal ein paar der Pfannkuchen.
Corano nickte nur und aß selbst einen der Pfannkuchen, ehe er sich noch ein Brot nahm und es mit Wurst belegte. Die harte Arbeit machte hungrig und es tat gut, seinen Hunger mit einem solch guten Frühstück zu stillen. Nach einiger Zeit war er jedoch satt und lächelte, als er aufstand und sein Geschirr in die Spülmaschine stellte. "Ich gehe dann duschen, ja ? Bevor ich dir noch die ganze Wohnung dreckig mache." Dann gab er Lou einen Kuß auf die Wange und lachte leise, ehe er in das neue Bad ging und mit einem leisen, wohlbehaglichen Laut in die Dusche stieg.
Louis blieb nicht lange in der Küche, er aß rasch auf und räumte ab, um dann zum Bad zu gehen. Er wusste schon jetzt den Vorteil der klaren Duschkabine zu nutzen und lehnte sich an die offene Tür des Bades, um Corano beim Duschen zu beobachten.
Jener wußte nicht, daß er beobachtet wurde - doch selbst wenn er es gewußt hätte, so würde er nichts ändern und wusch sich gründlich, ehe er einfach nur das regenweich fallende Wasser auf seinem Gesicht genoß. Doch Corano blieb nicht lange und stellte das Wasser ab, öffnete die Dusche und nahm ein Handtuch, um sich abzutrocknen. Dann fiel sein Blick auf Lou und er grinste, rubbelte seine Haare ab und kam zu dem Gelben, um ihn sanft zu küssen. "Stehst du da schon lange ?"
“Ein Weilchen.” erwiderte der Gelbe, und verengte die Augen. “Ich hab mir vorgestellt, wie das Tattoo auf deiner Haut aussieht. Ich denke, wir machen es, wenn du nicht so müde bist und wirklich alles fertig ist.”
"Es ist alles fertig, Lou ... es muß nur noch geputzt und eingeräumt werden. Und so müde bin ich nicht, wenn du magst, können wir anfangen ? Irgendwie wäre es schön, vor allem nach dem, was du mir vor dem Frühstück unten gesagt hast." Corano würde sich wirklich freuen und da es noch ein wenig dauerte, bis sie unten putzen konnten, wäre die Gelegenheit wirklich günstig.
“Bist du ganz sicher ?” Der Gelbe wollte es lieber nochmal genau wissen, denn es war erschöpfender, als man meinen könnte. “Ich mache dann alles in schönen Teilstücken, damit es nicht zu viel auf einmal wird.” Es kam fast einem Ganzkörpertattoo gleich, und würde insgesamt sicher ein paar Wochen dauern.
Corano nickte nur und küßte Lou noch einmal, ehe er an dessen Ohr wisperte. "Jep, ich bin sicher. Fangen wir an, ja ? Ich weiß, daß es ne Weile dauern wird, aber ich möchte damit anfangen, Großer. Bitte." Es wäre etwas, das sie verband - und der Blaue wollte es mehr als alles andere.
So sah es auch Louis und er nickte, ehe er Corano sacht küsste. “Gut, dann gleich - du bist frisch geduscht, dann ist es ideal ... warte.” Er huschte ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank, um eine Pappkiste von ganz oben herabzuholen. Er hatte etwas besorgt, und dieses etwas breitete er jetzt über dem ganzen Bett aus. “Vielleicht lenkt es dich vom Schmerz ab, mein starker Wikinger.”
Corano war ihm nachgekommen und guckte nun nicht schlecht, als er das schwarze Fell sah, das Lou auf dem Bett ausbreitete. "Wow ... auch wenn das jetzt furchtbar kitschig war, Großer, das ist ... heiß. Furchtbar heiß." Noch während er sprach, kam der Blaue näher und seufzte wohlig, als er mit der Hand über das weiche Fell streichelte und sich schließlich hinlegte. "Einfach wow."
“Du kuschelst dich an und ich hole noch, was ich brauche ... und ich muss zugeben, du siehst absolut heiß aus auf dem Fell.” Lou grinste breit, ließ das Bild nochmal auf sich wirken und verließ dann den Raum, um den Spezialstift, die Skizzen und seine Tätowiersachen zu holen.
Währenddessen wartete Corano geduldig auf den Gelbhäutigen und streichelte unbewußt immer wieder über das weiche Fell unter seinen Fingerspitzen. Er liebte Fell und konnte nicht verhindern, daß sich schon eine leichte Erregung in ihm breitmachte, auch wenn er wußte, daß es wahrscheinlich beim Tätowieren wieder verging. Denn er machte sich nichts vor - es würde schmerzen, doch es würde auch etwas sein, daß sie teilten.
Es dauerte nicht lange, dann war Lou wieder da und grinste sacht, als er sah, was er da mit dem Fell angerichtet hatte. “Ich glaube, das vergeht dir gleich.” murmelte er und schaltete das Oberlicht an, damit es hell genug war. Er legte ein OP-Tuch auf einen Teil des Bettes und die Maschine und was er so brauchte, darauf. “Ich male alles auf, und ziehe alle Linien ... das wird einige Zeit dauern, aber danach sind wir für Heute fertig.”
"Ist Okay - ist mir auch lieber, dann hast du die Linien schon und mußt nicht noch einmal malen. Und keine Sorge, ich bin nicht aus Zucker und stecke was weg, Großer ... das kommt automatisch, wenn man mit viel körperlicher Arbeit und hartem Handwerk aufwächst." Natürlich würde es schmerzen und auch anstrengen - doch Corano übertrieb nicht, denn schon seit frühester Kindheit war er es gewohnt, aufgeschürft zu sein oder tiefere Wunden zu haben, wenn er sich an Fliesen schnitt oder riß, oder auch einmal ein Werkzeug danebenging. Außerdem war er niemals zimperlich beim Spielen gewesen, und so besaß er eine gute Toleranz gegenüber Schmerzen.
“Nun gut ... also dreh dich auf die Seite, ich fange an der Hüfte an zu zeichnen.” Lou nahm den Stift von der Seite und fing an, zu malen. Er war dabei zügig, denn der Stift kitzelte ein wenig auf der Haut ... außerdem wollte er schnell vorankommen und so entstand rasch das Bild, das er auf den Skizzen gezeichnet hatte. Nach einer halben Stunde war er fertig, und nickte zufrieden. “Geh mal ins Bad kucken, ob es dir gefällt.”
"Verdammt, endlich. Ehrlich, das hat sowas von gekitzelt - ich habe mir so oft das Lachen verkneifen müssen, das glaubst du nicht, Großer." Man sah Corano seine Erleichterung förmlich an und er grinste kurz, ehe er aufstand und ins Bad ging, da sie dort nun auch einen großen Spiegel hatten. Was er sah, gefiel ihm außerordentlich - und das war bisher nur der weiße Markierstift, der dem Gelben eine Hilfe beim Tätowieren sein sollte. Ohne weiter zu zögern, lief Corano zurück und umarmte Lou vorsichtig, küßte ihn stürmisch und grinste freudig an dessen Lippen. "Perfekt. Das sieht jetzt schon besser aus, als ich erhofft habe und wenn du das noch gestochen hast, dann ist es perfekt !"
“Dann geh nochmal pinkeln. Danach steche ich los, und mach so schnell keine Pause ... außer, du klappst mir weg.” Was er nicht hoffte, und Louis bereitete jetzt die Farbtiegelchen und die Maschine vor.
Corano nickte nur und joggte zurück ins Bad, erleichterte dort seine Blase und wusch sich noch einmal kurz, ehe er ins Schlafzimmer zurückkam und wieder auf das weiche Fell legte. "Gut, daß ich es gewohnt bin, auf der Seite oder dem Bauch zu schlafen und auch manchmal auf dem Rücken - so wird es mir nicht zuviel. Und keine Sorge, ich klappe dir schon nicht weg ... es sind ja nur die Außenlinien und das Tattoo ist ja nicht gefüllt. Wenn ich jetzt so ein ganzes Gemälde hätte, da würde ich dir garantiert wegklappen."
“Das vermute ich auch, solche Tattoos müssen auch in kleinen Terminen gemacht werden, so wie bei Mo. Also dann, es geht los.” Louis wurde ruhig, tauchte die Nadel in die Farbe und setzte sie an, um anzufangen. Er fuhr die Linien erfahren nach und achtete immer wieder darauf, wie Corano auf die Schmerzen reagierte.
Jener schloß ein wenig die Augen und achtete eigentlich nicht weiter darauf - denn wenn er sich beim Arbeiten ritzte, schmerzte es mehr als die Nadel, die immer wieder schnell in seine Haut stach. Sicherlich wurde es intensiver, je länger Lou arbeitete, da die schon gestochene Haut ein wenig brauchte, um sich zu beruhigen - doch es war noch immer erträglich für Corano und so entspannte er sich, damit es leichter für den Gelben wurde, und auch für ihn selbst.
Louis arbeitete hochkonzentriert und sprach kaum. Normal redete er viel mit seinen Kunden, aber hier war es anders. Corano musste nicht unterhalten werden, und so ging die Arbeit zügig voran und Lou blickte nur hin und wieder auf, wenn der Blaue an besonders empfindlichen Stellen zischte. “Ich denke, du kannst dich aufsetzen - an der Schulter kann ich besser arbeiten, wenn du sitzt.” Es würde ihnen beiden dann etwas Erleichterung verschaffen.
"Gern. Ich bin es einfach nicht gewohnt, so lange zu liegen und es tut gut, ein wenig zu sitzen. Tut übrigens weniger weh, als ich dachte, Großer ... liegt wahrscheinlich an der Maschine, hm ? Mit den Bambusnadeln wäre ich dir schon lange an der Decke." Und das war nicht übertrieben, denn Corano mochte Nadeln nicht sehr, vor allem nicht so lange und im Vergleich stumpfe Nadeln. Die Nadel der Tätowiermaschine war anders, da sie klein und sehr scharf war und schnell arbeitete ... und so machte es ihm auch nicht so viel aus.
“Warte ab, wenn ich die Schattierungen mache, dann wird es eine Flächennadel.” Die Nadel war aus mehreren Nadeln und machte das Schattieren deutlich leichter, auch wenn er es mit einer normalen Nadel auch gelernt hatte.
Corano nickte nur und beobachtete weiterhin interessiert, wie Lou die Linien des weißen Vorzeichenstiftes mit der ebenfalls weißen Tinte nachfuhr. Gerade die helle Farbe wirkte wunderschön auf seiner blauen Haut und er lächelte, ehe er sich kurz zu dem Gelben neigte, als dieser die Maschine absetzte, und ihn küßte. "Das ist einfach nur wunderschön, Großer - man merkt, wie gut du das kannst. Ehrlich."
“Ich mach es auch sehr gern ... hmmm, gleich fertig, danach machen wir Schluss für Heute.” Der Gelbe ließ da auch nicht mit sich reden und zog die letzten paar Linien, ehe er nochmals mit dem Tuch drüberwischte und zufrieden nickte. “Das war es für Heute - es ist schon Mittag, du musst nochmal was essen, damit du nicht doch umkippst.”
"Keine Sorge ... aber du hast Recht, ich habe wirklich wieder Hunger. Und wenns nichts ausmacht, dann lege ich mich danach aufs Ohr, ich bin wirklich hundemüde. Weniger, daß ich die Nacht durchgemacht habe - aber die Sorge wegen der Zukunft, weißt du ? Und jetzt, wo ich mir da keine Gedanken machen muß, da bin ich richtig ruhig geworden und jetzt kommt die Müdigkeit, weil ich keine Sorgen mehr haben muß und glücklich bin." Und gerade dieses Glück sah man Corano mehr als nur deutlich an, denn er strahlte regelrecht, auch wenn er müde war.
“Gut, dann mache ich dir was zu futtern, was, das schnell geht.” Die Sachen räumte Lou schnell zusammen und brachte sie in das Nebenzimmer, in dem er die Tattoosachen gelagert hatte. Erst dann ging er in die Küche, und zauberte ein schnelles Essen aus Chinanudeln, Sojasprossen und Hühnchenfleisch, zusammen mit Sojasoße und ein wenig Gemüse.
Und wie immer, wurde er dabei von dem jungen Blauen beobachtet, der ihm mehr als nur gerne dabei zusah. Es war ein schöner Anblick und Corano hoffte, daß er dies noch oft sehen konnte - und er hoffte auch, daß sie weiterhin so glücklich zusammen sein konnten und kam zu ihm, um ihn kurz zu küssen und ein zärtliches "Ich liebe dich - und ich bin froh, daß wir uns kennengelernt haben, auch wenn es damals nicht unbedingt ideal gewesen ist. Was für eine Nacht ..." an dessen Ohr zu wispern.
~~~ Ende ~~~