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”Was für eine Nacht ...” 07
 

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Einige Tage später summte Corano frohgemut, als er die Fliesenpacken in den Laden trug, da er seit Gestern mit dem Bad fertig war. Die Arbeit hatte ihm unglaublichen Spaß gemacht und er überlegte, ob er seine Dienste nicht vielleicht bei den anderen Studenten anbieten sollte ... es wäre ein guter Nebenverdienst und da er ja im Moment so oder so keine Vorlesungen hatte, würde es sich anbieten. Doch dann löste er sich wieder von dem Gedanken, da er zuerst einmal hier fertigwerden mußte - und so machte er sich daran, die dunklen Fliesen zu verlegen, während er darauf achtete, daß sie gerade und dazwischen auch die schlichten, farbigen Mosaike lagen, die alles ein wenig aufheiterten.

Derweil saß Louis im neuen Bad auf dem Rand der Badewanne, und musterte alles erneut. Er konnte sich kaum sattsehen und seufzte wohlig. Corano hatte ganze Arbeit geleistet und Lou wusste, daß er mit seiner Arbeit ein kleines Vermögen eingespart hatte. Er wollte ihm dafür etwas schenken und wusste auch schon genau, was es sein würde. Er hoffte nur, Corano würde es annehmen.

Dieser war inzwischen mit dem Fliesenlegen beschäftigt und summte weiter vor sich hin, während der Boden langsam Gestalt annahm. Sie hatten alles aus dem Raum herausgebracht, damit Corano arbeiten konnte - und dieser mußte zugeben, daß es nun wesentlich besser ausah. Gerade der dunkle Look, der durch die Mosaikbänder aufgelockert wurde, schuf eine warme und beruhigende Atmosphäre, in der sich die Kunden sicherlich wohler fühlen würden als mit dem beigen Parkett, das noch von dem Vormieter des Ladens stammte. Dabei mußte der Blaue immer wieder daran denken, daß er alle vergangenen Nächte und auch die Tage hier verbracht hatte ... und daß es ihm so sehr gefiel, daß er mit leichter Wehmut daran dachte, daß er bald wieder in seine Studentenwohnung zurückmußte. Doch dann riß er sich am Riemen und machte weiter, damit er heute noch mit der Arbeit fertig werden würde. 

Louis kam nun langsam herunter, er hatte etwas zu trinken mitgebracht und lächelte, als er zusah, wie beschäftigt Corano war. Man merkte, daß er diese Arbeit liebte, und gern tat “Kaum zu glauben, daß du Bio studierst.”

Der Blaue merkte auf und schmunzelte, als er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte. "Jep, total verquer, nicht ? Aber ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht, daß mir das abgehen würde. Als ich noch daheim war, habe ich meinem Vater oft geholfen, aber seit ich studiere, kam ich nicht mehr dazu. Mal ganz ehrlich, ich denke, damit könnte ich auch mehr verdienen - ich hätte lieber eine Lehre machen sollen, ganz echt."

“Wie klappt es eigentlich mit deinem Studium, ist der Professor wieder da ? Du hast länger nichts mehr erzählt.” Lou setzte sich an die Seite, und blickte Corano fragend an. “Es kann doch nicht sein, daß ihr mit den schlechten Vertretungen weiterstudiert.”

Bei der Frage seufzte der Blaue und legte die Handschuhe auf die Seite, stand auf und kam zu Lou. "Um ehrlich zu sein - ich weiß nicht, wie das noch werden soll. Der Alte ist nun für längere Zeit krankgeschrieben und die Vertretungen jammern schon, daß es zuviel für sie wird, da sie einen vollen Stundenplan haben. Wenn ich hier fertig bin, rufe ich mal wieder bei den Leuten aus meinem Kurs an, was nun los ist ... vielleicht haben sie etwas erfahren."

“Das solltest du wirklich tun.” Der Gelbe machte sich Sorgen um Coranos Studium, und lächelte schief. “Ich wollte mich auch noch mal bedanken, und ich möchte dir gern als Dank ein Tattoo stechen ... eines so, wie du es gern haben magst, und die Größe ist total egal.”

Im ersten Moment blickte der Blaue völlig verdutzt auf Lou - dann lachte er leise und nickte heftig, ehe er  zu ihm kam und ihn einfach leidenschaftlich küßte. "Danke dir ... auch wenns jetzt total blöd klingt, ich habe mir in der letzten Zeit wirklich Gedanken gemacht und mir ist was eingefallen, das ich gerne haben würde. Total blöd, nicht wahr ? Und bevor du was sagst - ich hätte dir das auch ohne Bezahlung gemacht, wir sind Freunde, und außerdem hast du mich wieder mal durchgefüttert."

“Ich möchte dir aber gerne damit danken. Nachher sagst du mir, was du dir vorstellst und wir bereden alles, okay ?” Man sah ihm an, daß er sich darauf freute, denn seine Augen leuchteten leicht. “Oder jetzt nebenher, wenn du magst.”

Das ließ Corano wieder leise schmunzeln und er schüttelte den Kopf, küßte Lou auf die Nasenspitze und löste sich wieder von ihm. "Nope - das lenkt mich nur von der Arbeit ab und ich mache dann Fehler. Aber nachher vielleicht, bei einer schönen Tasse Kaffee, hm ? Kümmer du dich einfach nur um deine neue Badewanne und mache dir ein schönes, langes Bad, entspanne dich und laß mal alle Sorgen weg. Und nun hopp, die Wanne will eingeweiht werden !" Mit den Worten schob der Blaue ihn zum Ausgang und lachte, ehe er den Pferdeschwanz aufmachte, die Haare neu zusammennahm und mit dem Haargummi festband, damit er ungehindert weiterarbeiten konnte.

Ein Anblick der zu schön war, und so kam Louis nochmal zurück und schnappte sich den Blauen, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Erst danach verschwand er nach oben und ließ sich Wasser in die neue Wanne, um diese einzuweihen. Eigentlich hätte er es gern mit Corano gemacht, aber der war sicher nicht von unten wegzubewegen.

So war es auch, denn der junge Student wollte mit dem Boden fertig werden, solange der Untergrund mit dem Fliesenkleber noch feucht war. Und so ging Corano mit neuem Elan an die Arbeit und grinste, als er von oben das Wasser in die Wanne fließen hörte.

 

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Zwei Stunden später seufzte Corano erleichtert auf, als er alles aufräumte und kurz nickte, als er seine Arbeit begutachtete. Er hatte an der Wand angefangen und sich langsam und mit Sorgfalt zur Türe hin vorgearbeitet, wie sein Vater es ihm gezeigt hatte - und er mußte zugeben, daß er wirklich nichts verlernt hatte, denn die Fliesen waren eben verlegt und so gleichmäßig, wie man es von Jemandem erwarten konnte, der praktisch mit diesem Beruf aufgewachsen war. Doch nun war eine Dusche nötig und Corano pfiff leise vor sich hin, als er den Laden hinter sich zusperrte, zur Wohnung Lous hochlief und als er innen war, seine schmutzige Kleidung auszog, um dann nackt ins Bad zu gehen und den noch immer badenden Gelbhäutigen anzugrinsen. "Ich bin kurz in der Dusche, Großer - die Kleidung stopfe ich gleich in die Waschmaschine und sobald du fertig bist, werfe ich sie an, okay ?"

“Nein, nicht okay - ich will, daß du mit in die Wanne kommst. Ich bin zwar schon total eingeweicht, aber ich will deinen astralen Bauarbeiterkörper bei mir haben.” Lou grinste, und rückte etwas in der breiten Wanne zur Seite.

Corano lachte leise und schüttelte nur amüsiert den Kopf, doch dann nahm er den Haargummi raus, legte ihn auf die Ablage über dem Waschbecken und stieg die kleine Stufe zu der großen Wanne herauf, um in das noch immer heiße Wasser und langsam zu Lou zu kommen. "Gibs zu - du magst es, wenn ich mich an den Fliesen austobe, schwitze und nur ein Muskelshirt mit ner Jeans trage, hm ? Dachte ich mir."

“Welcher Schwule steht nicht darauf ?” Der Gelbe lachte leise, und schmiegte sich gleich an den Körper von Corano. “So, und jetzt erzähle mal, was du dir für ein Tattoo vorstellst.” Louis war neugierig, und küsste Corano lockend.

Der genoß den Kuß erst einmal ausgiebig und wußte, daß er damit Zeit schindete und Lou nur neugieriger machte. Doch schließlich löste er seine Lippen wieder und setzte sich neben den Anderen, um kurz zu überlegen, wie er es am Besten beschreiben sollte. "Nunja, ich dachte ... vielleicht einen Bambus, der an meinem linken Bein außen anfängt und über die Hüfte zum Herzen und der Schulter hochgeht, und die Bambusblätter an den Lenden, meinem Hintern, Brust und Rücken entlang ? Das Ganze in weiß mit hell- und mittelblauer Schattierung, und auch nur wenige Blätter ... so wie auf den chinesischen Tuschebildern. Geht das ?"

“Ob das geht ? Oh Mann, das wird eine Herausforderung ! Natürlich geht das !” Lou war begeistert, und küsste Corano nun deutlich leidenschaftlicher. “Ich muss sofort eine Skizze machen.” Kaum ausgesprochen, sprang Lou fast schon aus der Wanne, schnappte sich ein Handtuch und flitzte ins Schlafzimmer, wo er sich mit einem Block auf das Bett warf.

Ihm folgte der ein wenig ungläubige Blick Coranos, doch dann schüttelte er nur schmunzelnd den Kopf und begann damit, sich den Dreck von der Haut zu schrubben und seine Haare von all dem Staub und Dreck zu befreien. Erst eine geraume Weile später kam er ins Schlafzimmer und lachte leise, ehe er sich aus der Sporttasche an der Seite einen neuen Slip und eine Gymnastikhose angelte, sie samt einem Muskelshirt anzog und dann zum Bett kam. "Und ? Schon weitergekommen ?"

“Ja ... hier.” Lou zeigte Corano die ersten Skizzen und grinste zufrieden. “So in etwa ?” Er fragte lieber nach, und seine Augen glitzerten erwartungsvoll.

Im ersten Moment blickte der Blaue nur mit großen Augen auf die Bilder - dann wisperte er ein leises "Wow.", ehe er ein wenig kritischer werdend die Augen verengte und die Blätter mit den Bildern nebeneinander reihte. Nach und nach blickte er ein jedes an und tippte schließlich auf eines, wisperte ein kurzes "Die Blätter so." und dann auf ein anderes, ehe er noch ein kurzes "Und so die Stengel - geht das ?" nachsetzte.

“Sicher, es geht alles.” Der Gelbe grinste und legte die Bilder so zusammen, daß er es später wieder nachvollziehen konnte und freute sich sichtbar, daß alles gefiel. “Wenn alles fertig ist, legen wir los, ja ? Ich kann es kaum erwarten.”

"Geht klar. Und weißt du was ? Ich lasse dich jetzt noch zeichnen, ich komme Morgen früh wieder. Ich muß mal wieder nach Post sehen und meinen Benjamin gießen, und du hast die Zeit und Ruhe, um zu malen." Dann neigte Corano sich über ihn und küßte ihn sanft, ehe er aufstand und seine Tasche packte, winkte und aus der Wohnung und über die Straße zu seiner Studentenbude joggte.

 

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Am nächsten Morgen kam Louis munter herab in den Laden und lächelte, als er sah, daß Corano schon angefangen hatte, zu arbeiten. “Guten Morgen. Du bist aber früh heute.” Es war doch etwas erstaunlich, aber vielleicht wollte Corano heute so viel wie möglich schaffen. Er selbst hatte noch die halbe Nacht an den Skizzen gehangen, und war darüber eingeschlafen. Trotzdem war er erholt aufgewacht.

Dem jungen Blauen ging es leider nicht so gut - denn als er am gestrigen Tag heimkam und die Post las, war für ihn die Welt zusammengebrochen. Und das sah man ihm nun auch an, als er aufblickte und leise seufzte. "Guten Morgen, Lou ... jep, ich bin ziemlich früh. Ich habe nicht schlafen können und dachte, daß ich dann gleich hier weitermachen kann."

Daß etwas nicht stimmte, sah man Corano sofort an und Louis zog ihn gleich auf die Beine, und küsste ihn sanft. “Raus damit, was ist passiert ? So unglücklich habe ich dich noch nie erlebt.”

Jener hatte gut damit zu kämpfen, daß er nicht zusammenbrach - doch dann sammelte er sich und schöpfte aus der Nähe Louis Kraft, ehe er zu ihm aufblickte und leise seufzte. "Gestern habe ich doch nach der Post gesehen - und da waren ziemlich viele Briefe drin. Der erste Brief war von der Uni - mein Professor kommt nicht wieder, und da sie dieses Fach so oder so streichen wollten, tun sie es gleich. Keiner der Bio-Studenten wußte, daß dies das letzte Jahr an der Uni war, an der man sich für diesen Kurs einschreiben konnte ... und nun sitzen wir alle auf dem Trockenen. Und was noch schlimmer ist, so weit im Jahr darf man nicht mehr in einen anderen Kurs wechseln - und da wir nun nicht mehr auf der Uni studieren, ist uns auch die Studentenhilfe gestrichen worden, und wir müssen innerhalb einer Woche aus den Studentenwohnungen ausziehen, da sie genug Studenten auf der Warteliste haben, die fest in Kursen sind."

“Was ?” Lou glaubte kaum, was er da hörte - aber sein Freund war kurz davor, in Tränen auszubrechen, und wirkte einfach nur ratlos. “Die können euch doch nicht einfach absagen und rauswerfen, die müssen euch doch eine Ersatzlösung anbieten ... verflucht, das geht doch nicht. Du wohnst bei mir, und keine Widerrede.”

Als er das hörte, schluchzte Corano leise auf und klammerte sich an den Gelbhäutigen, biß die Zähne zusammen und schluckte schwer, damit er nicht einfach losheulte. "Danke, Lou ... die Anderen in meinem Kurs verzweifeln fast und Nein, es gibt keine Ersatzlösung. Es wurde schon von ganz oben abgesegnet, daß dieses Jahr das letzte Jahr in Bio ist ... es gibt einfach zu wenig Interessenten. Der Kurs war nicht einmal voll besetzt, wir sind nur zwei über dem Minimum gewesen. Und da der Professor nun eben nicht mehr kommt, ist es ersatzlos gestrichen. Natürlich haben wir Angebote für andere Unis, daß wir dort weiterstudieren können - aber ich will hier nicht wegziehen und mir woanders wieder eine Existenz aufbauen müssen. Ich weiß, daß ich wie ein Nutznießer klinge ... aber ich bin so froh, daß ich bei dir bleiben kann. Ich versuche auch, eine Arbeit zu bekommen, damit ich dir nicht so auf der Tasche sitze, Lou - versprochen."

“Du kannst weiter bei mir arbeiten und ich glaube, du wärst ein guter Handwerker. Du weißt, ich hab gute Bekannte, es wird sich etwas finden. Und ich liebe dich, wie könnte ich dich da im Stich lassen.” Jetzt war es raus und Louis fühlte sich leichter, da er endlich seinen Gefühlen Ausdruck verschaffen konnte “Ich liebe dich.”

Im ersten Moment wollte Corano schon etwas erwidern - doch das Geständnis des ein wenig Größeren ließ ihn völlig verdattert zurück und er brauchte einen Moment, um etwas zu erwidern. Dabei stieg ihm das Blut in die Wangen und er wurde stetig dunkler, ehe er leicht lächelte und nun die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. "Verdammt, Großer ... da bemühe ich mich, daß ich nicht wie eine Memme vor dir heule, und dann sagst du so etwas. Ich liebe dich doch auch - sonst hätte ich doch gleich den nächsten Zug in eine andere Stadt zu einer der Unis genommen und gar nicht weiter rumgejammert. Aber alleine schon die Vorstellung, von dir weg zu sein, war so verdammt schlimm - und ich wußte nicht, was ich sagen sollte, ich wollte dich nicht unter Druck setzen."

“Und ich dich nicht ... wir sind zwei Trottel, zwei verliebte Trottel.” Louis lachte leise, und küsste Corano die Tränen von den Wangen. “Ich will dich wieder glücklich sehen.” Er mochte es nicht, wenn Corano betrübt war, und küsste ihn erneut auf die Lippen.

Ein Kuß, den dieser zuerst noch zögerlich, doch dann aus vollem Herzen erwiderte, während er sich an Lou preßte und ihn an sich heranzog. Erst, als sie wieder Luft brauchten, lösten sich ihre Lippen und Corano lachte leise, ehe er den Kopf schüttelte und mit einem ehrlichen Lächeln zu dem ein wenig Größeren aufsah. "Das bin ich schon - mehr als je zuvor. Verdammt, ich bin so froh, Großer ... so verdammt froh. Bevor du vorhin gekommen bist, war alles so schwer und schwarz um mich herum - und jetzt gehe ich wie auf Wolken. Total kitschig, nicht wahr ?" Dann lachte der Blaue wieder und schüttelte erneut den Kopf, ehe er auf den Fliesenboden blickte. "Ich bin so gut wie fertig, Lou ... vielleicht ... kannst du schon Frühstück machen, bis dahin bin ich auch mit dem Boden fertig. Okay ?"

“Das ist nicht kitschig und ja, ich mach uns ein schönes Frühstück.” Lou küsste Corano erneut leidenschaftlicher und ging dann hinauf, um seinem Liebsten ein deftiges Frühstück zu zaubern. Denn er hatte sicher Kohldampf, und so konnten sie den Morgen zusammen genießen.

 

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