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”Welcome Back” 02
 

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Auch den zweiten Kampf von Jo beobachtete Elay mit gemischten Gefühlen. Er konnte fast nicht hinsehen, und unterdrückte weiterhin die Emotionen in seinem Gesicht. Nur in seinen Augen konnte man sehen was in ihm vorging, und das wurde nicht bemerkt. Als der letzte Kampf beendet wurde und Jo gewonnen hatte, war Elay wirklich erleichtert. “Darf man mit den Kämpfern sprechen, oder sollte man das lassen ?”

"Aber natürlich können sie das, Mr. Walker - sie möchten einen von ihnen sponsern, nicht wahr ? Nun, gehen sie, gehen sie ... und sie begleiten ihn zu den Ruheräumen !" Das Letztere befahl Thommas dem Angestellten, der die Wetten angenommen hatte und reichte dem jüngeren Geschäftsmann noch einmal seine Hand zum Abschied. "Es war mir eine Freude, mit ihnen Geschäfte zu machen - ich denke, unsere Firmen werden von diesem Handel profitieren und bei weiteren Verhandlungen weiß ich nun, wohin ich mich als Erstes wenden muß." Dann stand auch der ältere Blaue auf und ging zu seinen Bekannten, um mit ihnen über die Kämpfe und die Kämpfer zu reden.

Derweil ließ sich Elay nach unten führen. Er bemerkte, wie nervös sein Bodyguard war und seufzte innerlich. Der Mann war hier total überfordert. Elay selbst war äußerlich gefasst, aber innerlich sehr aufgewühlt, und wollte gern mit Jo sprechen.

Die Nervosität hatte seinen Grund - denn hier waren überall so starke Kämpfer, daß der Bodyguard keinerlei Möglichkeit hatte seinen Chef zu beschützen, ohne seine Waffe dafür zu benutzen. Und gerade die überall zu sehende Gefahr sorgte dafür, daß er nervös wurde und als sie den Ruheraum betraten, schluckte er unwillkürlich schwer. Die Kämpfer blickten jedoch auf und skeptisch zu dem Geschäftsmann, da sie schon Sponsoren hatten und sich nicht erklären konnten, weshalb dieser deutlich junge Firmenboß hierher kam. Auch Jo blickte auf und runzelte sofort die Stirn, als er seinen ehemaligen Schulkameraden erkannte. Es waren mittlerweile sechs Jahre vergangen, als sie die High-School abschlossen, doch Elay hatte sich kaum verändert ... er war lediglich noch hübscher und kälter geworden. All das registrierte Jo innerhalb weniger Herzschläge und legte das Handtuch zur Seite, als der schlanke Blaue in die Kabine kam.

Elay bewegte sich recht selbstsicher, und überblickte die Situation in der Kabine. Ganz in der hintersten Ecke sah er den blonden Schopf von Jo und er konnte sehen, daß der ihn erkannt hatte. Ohne sich beeindrucken zu lassen, ging er durch den Raum auf Jo zu.

Irgendwie hatte dieser sich das schon gedacht und zog mißbilligend die Brauen tiefer, da Elay noch immer viel zu arrogant war. Und wie er es sich gedacht hatte, sahen ihn viele der Streetfighter als lohnende Beute und standen auf, und einer von ihnen stellte sich in den Weg des schlanken Firmenbosses und packte ihn an dessem Arm. Der Bodyguard trat vor und wollte ihn wegdrängen, doch der Fighter schlug ihn sofort nieder und zog den jungen Blauen näher an sich. "Das würde ich nicht, an deiner Stelle - er mag das nicht, Pit." Der andere Fighter drehte sich um und knurrte dunkel, doch als nun Jo zu knurren begann und den Griff an dessen Schulter festigte, ließ er Elay los und trat zurück. "Hey, Fist - was soll das ?! Stell dich hinten an, verdammt !" Anstatt zu antworten, schlug Jo ihn einfach zu Boden und griff nun seinerseits zu, um den schlankeren Firmenboß an dessem Arm in ein kleines Nebenzimmer zu ziehen. "Verdammt, Elay - was soll das ?! Willst du vergewaltigt werden ?!"

Elay wusste, daß er nur knapp daran vorbeigeschrammt war und atmete kurz tief durch. “Nein, natürlich nicht, Joseph.” Er rieb sich den Arm und lehnte an die Wand, um den Schock zu verdauen. “Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen.”

"So wenig wie ich - was zum Geier tust du hier ?! Du warst niemals der Typ, der auf Fights stand ... und hast mich ein jedes Mal ziemlich scharfzüngig daran erinnert, wenn ich mich richtig erinnere. Also, was machst du hier ? Und wieso schleppst du dieses unfähige Stück Hirntod mit dir mit, der kann dich nicht einmal beschützen, wenn dich Schulkinder angreifen !" Jo war sichtbar wütend und kam, während er sprach, zu dem Schlankeren, schlug die Hand neben dessen Kopf an die Wand und funkelte ihn aus zornig verengten Augen an. "Und nenn mich verdammt nochmal nicht so !"

Als die Hand neben seinem Kopf an der Wand landete, zuckte Elay zum ersten Mal zusammen. “Entschuldige ... Jo. Und ich bin eigentlich immer noch dagegen. Ich wurde eingeladen - wäre ich nicht mitgekommen, hätte das mit den Verträgen nicht geklappt.” Er entspannte sich nur langsam, und blickte in das Gesicht des Größeren.

"Verträge, hm ? Laß mich raten ... dein Geschäftspartner hat das Interesse an den normalen Hurenhäusern verloren und gönnt sich lieber den Nervenkitzel hier und läßt sich dabei von einer Edelhure verwöhnen ? Und wieso verdammt nochmal kommst du hier runter, und das nochdazu mit so einem Idioten als Bodyguard ?! Du hast doch gesehen, wie gut die Kämpfer sind - und nach dem Kampf kommen nur die Huren und Gigolos runter, um sich einen der noch immer vom Kampf heißen Kämpfer zu gönnen. Und du bist zwar eiskalt, aber hübsch genug, daß sie alle auf dich anspringen." Auch wenn die Augen Joeys noch immer so hart wie Stahl waren ... für einen fast zu kurzen Moment zeigte sich Sorge in ihnen, ehe sie wieder verschwand.

Etwas, das Elay aber bemerkte, da er sehr auf die Augen der Mensch achtete. “Ich weiß, daß er unfähig ist ... deswegen dachte ich an dich. Ich hab dich kämpfen sehen, und vielleicht möchtest du mein Bodyguard werden.” Die Idee kam spontan, denn er war eigentlich ohne Plan hier heruntergekommen.

Zum ersten Mal zeigte sich in der harten Maske des Blonden etwas anderes als Kälte und Wut ... seine Augen weiteten sich für einen Moment, ehe sie sich wieder abschätzend verengten. "Ehrlich ? Er ist eine Niete. Und wenn ich mir überlege, wie oft du in Situationen kommst, in denen du einen brauchst verstehe ich nicht, wie du ihn anheuern konntest. Okay ... mal angenommen, ich nehme an - wieviel zahlst du mir, Elay ?"

“Fünftausend Dollar im Monat, und du würdest natürlich bei mir wohnen. Essen ist ebenso mit dabei, und Kleidung.” Elay fackelte da nicht lange. Jo wäre wohl der beste Bodyguard, den er bekommen konnte, und er hätte ihn so vielleicht von der Straße und von diesen Kämpfen weg.

Das Angebot war wirklich ungewöhnlich und Jo verengte seine Augen, als er darüber nachdachte. Doch dann nickte er und knurrte kurz, ehe er die Hand wegnahm und einen Schritt zurücktrat. "Okay. Ich weiß, daß du dein Wort hältst - das hast du schon immer, auch wenn du damals keine Gelegenheit ausgelassen hast, mich niederzumachen." Dann schnaubte Jo und packte den Schlankeren an der Schulter, um ihn wieder aus dem Raum zu schieben. "Laß uns deinen Idioten schnappen und gehen." 

Elay lief ihm nur nach und staunte nicht schlecht, als Jo nicht nur seine Tasche aufnahm, sondern auch den ohnmächtigen Bodyguard über die Schulter wuchtete und hinaustrug. Sie kamen zügig in der Garage an, und der Bodyguard wurde auf die eine Bank der Limousine gelegt. Elay und Jo setzten sich auf die anderen Rückbank, und sie fuhren sogleich los. “Du hast ganz schön zugelegt.” Erst jetzt sprach der Schwarzhaarige wieder, und er musterte den Blonden nochmals.

Jener war ihm wortlos gefolgt und hatte den Chauffeur finster angefunkelt, als dieser etwas sagen wollte. Als sie nun in dem Wagen saßen, ließ Jo den Blick über das wertvolle, doch schlichte Leder der Sitze schweifen und schnaubte leise, ehe er seinem ehemaligen Schulkameraden antwortete. "Du kannst dir selber gratulieren, Geldsack - du hattest nämlich recht. Ich war schon immer ein Straßenköter, und aus mir ist niemals etwas Besseres geworden. Ich habe es versucht ... nach der High-School habe ich es oft genug versucht, doch nicht einmal die Burgerbuden in der Innenstadt wollten mir Arbeit geben, als sie sahen, woher ich kam. Also habe ich in meinem Viertel Arbeit gesucht, und im Hafen gefunden. Erst wollten auch sie mich nicht, weil sie dachten, ich wäre zu schwach und nicht groß genug - was für Idioten. Und ich habe es ihnen gezeigt, ich habe meine Arbeit genauso schnell erledigt wie die Größeren, und wenn mir einer dumm kam, schlug ich ihn nieder. Mein Boß sah das und anstatt mich rauszuwerfen, nahm er mich zu meinen ersten Fights mit - und von dem Geld konnte ich mir endlich ein Appartment mieten und richtig essen. Nun ... wie man sehen kann, zahlte sich die harte Arbeit aus, und jetzt verspottet mich Niemand mehr, dem sein Leben lieb ist."

“Das glaube ich dir gern, Jo.” Die Muskeln des Blonden kamen nicht aus dem Fitneßcenter, das war deutlich zu sehen ... und Elay konnte sich schon vorstellen, wie hart er hatte arbeiten müssen. Der Bodyguard war immer noch nicht ansprechbar, und das würde hoffentlich noch so lange anhalten, bis sie bei der Villa waren. Sie lag außerhalb, und war gut gesichert.

Der Blonde hatte den Blick zu dem bewußtlosen Bodyguard gesehen und schnaubte nur wieder mißbilligend. "Der wird noch einige Stunden brauchen, um wieder aufzuwachen - Pit hat einen verdammt harten Schlag, sogar mir brennt der Kiefer, wenn er zuschlägt. Und der da ist es definitiv nicht gewohnt, so einen Kinnhaken wegzustecken - mal ganz ehrlich ? Wie kommst du zu so einer Niete ? Der ist besser bei einem Politiker aufgehoben, wo er einen Vorgesetzten und viele Kollegen hat, mit denen er sich absprechen kann und nur dafür sorgen muß, daß die Absperrungen eingehalten werden. Der hat bei so etwas wie dir nichts zu suchen, Elay - der weiß doch nicht einmal, vor was er dich schützen muß, oder kann mit deinen Stimmungsschwankungen mithalten."

“Sein Zeugnis war gut, er ist nur leider völlig unpassend. Er ist erst einen Monat da und ich habe schon überlegt, ihn zurück in die Agentur zu schicken. Das heute Abend war eher nicht geplant, ich würde nie ohne Hintergrund zu so etwas wie diesen Kämpfen gehen.” Schon jetzt wusste er, daß er Jo bei sich haben wollte. Er hatte den Blonden zwar lange nicht gesehen, und sie hatten sich beide nie wirklich gemocht, aber sie waren immer ehrlich zueinander gewesen und kannten sich irgendwie.

So war es auch - denn Joey besaß eine sehr, sehr gute Menschenkenntnis. Eine Eigenart, die man sich in dem schlechten Viertel, in dem er aufgewachsen war, aneignen mußte, um zu überleben. Und auch wenn er nicht wußte, weshalb Elay sich diesen undurchdringlichen Eispanzer um seine Gefühle aufgebaut hatte - Joey konnte oft genug hindurchsehen und entsprechend reagieren, auch wenn er es niemals seinen Freunden sagte. "Pah - die Agentur ist mies. Wenn du ihn feuern willst, laß ihn hier im Wagen und der Chauffeur solls ihm sagen, wenn er aufwacht ... wenn du ihn behalten willst, dann trage ich ihn rein, aber mehr als das tue ich nicht. Und wenn du noch immer in dem riesigen Ding von Villa wohnst, dann gib mir ein eigenes Zimmer - ich weiß nicht, ob ich ihm nicht auch noch eine verpasse, wenn er anfängt, an mir rumzuzicken."

“Oh keine Sorge, es ist eine andere Villa und sie hat genug Zimmer, daß du ein eigenes bekommst. Und jemand Anderes wird ihn in sein Zimmer bringen.” Elay ahnte, daß er schon erwartet wurde und wollte nicht, daß der Ohnmächtige gesehen wurde. Sie fuhren nun auch schon durch das breite, und gut gesicherte Tor des Anwesens, und die lange Auffahrt hinauf. Diese Villa war weniger protzig, und fast schon bodenständig aus alten Ziegeln gebaut, die mit Efeu und wildem Wein überwuchert waren.

Im ersten Moment antwortete der Blonde nichts und nickte nur - doch als sie die große Einfahrt entlangfuhren und er bei einer leichten Kurve einen Blick auf die Villa werfen konnte, hob sich kurz eine seiner Brauen. "Wow. Die sieht besser aus als das Ding, in dem du früher gewohnt hast. Ich habe sie zwar nur kurz sehen können, als wir von der Abschlußfahrt mit dem Bus hingebracht wurden, aber das hat mir schon gereicht. Die hier sieht wenigstens ein wenig warm aus, das andere Ding war kälter als eine Klinik." Sicherlich, die Villa hatte damals sehr gepflegte Gärten gehabt und war ein architektonisches Meisterwerk - doch sie war kalt gewesen, und dieses Haus schien durch die warme Front mit den Pflanzen schon um einiges wärmer. Dann hielten sie vor der Villa und Jo stieg als erstes aus, ließ instinktiv seinen Blick schweifen und gab erst dann den Weg für den Schlankeren frei.

Allein die Reaktion zeigte, daß Jo deutlich besser war als der Bodyguard, und Elay stieg aus, um zum Eingang hinaufzugehen. Er war schon auf etwas vorbereitet, und einen Moment später flog die Tür auf, und seine Halbgeschwister stürmten auf ihn los, und klammerten sich an ihn. “Warum hast du nicht angerufen, Elay Walker ?” schimpfte die zwölfjährige Elly, und Elay hockte sich zu ihnen hinab. Dadurch hatte er auch gleich Finley nicht mehr am Bein, sondern am Hals hängen, und der Neunjährige schluchzte leise. “Tut mir leid, Elly, es war nicht möglich.” Elay hatte aus den Augenwinkel gesehen, daß Jo schon vorgezuckt war, sich dann aber hinten hielt als er bemerkte, daß Kinder aus der Tür gekommen waren. “Elay, sie sollten wirklich anrufen, die zwei waren außer sich vor Sorge.” Der Butler war fix und fertig, und musterte den Gast mit einiger Skepsis.

Im ersten Moment war Jo leicht verblüfft, daß diese zwei Kinder so vertrauensvoll an Elay hingen ... und vor allem, daß dieser sich das gefallen ließ und sogar versuchte, sie zu beruhigen und sich entschuldigte. Doch dann fiel der Blick des Blonden auf den Butler und seine Augen verhärteten sich, als er sie leicht verengte und den Blauhäutigen musterte. Er kannte diesen Blick - ein Blick, der ihm sagte, daß dieser Mann ihn für weniger wert als den Dreck unter seinen Schuhen hielt, und Joey zog unwillkürlich die Lippen zurück und knurrte leise, als seine Wut erwachte.

“Sam, das ist Jo. Er ist mein neuer Bodyguard, und ich kenne ihn noch aus der Schule. Er ist in Ordnung.” Elay klärte das sofort auf, denn er wusste, daß Jo schnell wütend wurde. Elly und Finley hatten Angst vor dem Blonden, er knurrte und hatte blaue Flecken im Gesicht, was ihn noch bedrohlicher machte. “Keine Sorge ihr zwei, er ist netter, als er aussieht.”

Das Knurren wurde leiser, als der Butler kurz nickte und einen Schritt zurücktrat - doch dann hörte Joey die Worte Elays und sein gesamtes Wesen wandelte sich, als er sich zu ihnen kam und auf ein Knie herabging. Dabei erwachte auch ein ungewohntes Lächeln auf seinen harten Zügen und blieb in seinen weicher werdenden Augen hängen, als er leise zu den beiden ängstlichen Kindern sprach. "Ihr braucht vor mir niemals Angst haben - ich bin zwar groß und kann sehr böse zu Menschen werden, die Elay etwas antun wollen, aber ich tue Kindern nichts. Niemals, hört ihr ? Ich beschütze Elay - und wenn er es will, dann beschütze ich auch euch, und das besser als der Idiot, den er bisher hatte." So hart Joey auch bei Erwachsenen sein konnte - Kinder besaßen einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen, gerade weil er selbst eine so harte Kindheit gehabt hatte. "Und seit ihm nicht böse - er wurde von seinem Geschäftspartner eingeladen, und dort funktionieren Handys nicht ... so wie im Kino, da gehen sie auch nicht damit man nicht stören kann."

So wie jetzt kannte Elay den Blonden, aber er sagte nichts, und lächelte warm zu seinen Geschwistern. “Er wird euch auch beschützen, wenn ihr es möchtet.” Jetzt taute auch Finley langsam auf, und er fragte schüchtern “Hat dich jemand gehauen ?”, weil auch er die verschorfte Lippe sah. Elay nahm den Jungen jetzt aber auf den Arm, und ging langsam hinein. Die zwei trugen nur Schlafanzüge und Hausschuhe, und die Nacht war frisch.

Das Mädchen folgte sofort und Jo schmunzelte kurz, ehe er sich aufrichtete und dem Butler noch einen kalten Blick zuwarf. Erst dann folgte er nach innen und zog gleich nach der Türe seine Turnschuhe aus, legte die Tasche daneben und ging den Stimmen nach, bis er in einem unerwartet gemütlichen Wohnzimmer ankam, in dem ein warmes Feuer brannte. Elay saß mit den beiden Kindern auf dem großen Sofa und Jo kam zu ihnen, setzte sich auf den Boden und lächelte wieder kurz zu den Kindern. "Ja, Kleiner - aber es ist nicht schlimm. Du weißt doch, was ein Boxkampf ist, oder ? Ich kann das auch, nur ohne die Handschuhe, und ich nehme auch meine Füße dazu her. Dabei kann es schon passieren, daß man Schrammen oder blaue Flecken bekommt - aber ich habe gewonnen, und nur das zählt."

“Ach so ... ja, das kenne ich.” Finley lächelte nun wieder und musterte den blonden Mann, der sich extra auf den Boden gesetzt hatte, um auf Augenhöhe zu sein. “Ihr geht jetzt aber schlafen, es ist schon viel zu spät.” Elay war besorgt, denn es war wirklich sehr spät ... und die beiden konnten Jo auch noch Morgen unter die Lupe nehmen. “Sam, bringen sie Jo bitte in das Gästezimmer auf meinem Stockwerk ? Ich bringe die zwei schnell ins Bett.” Sam nickte und Elay stand auf, um seine Halbgeschwister ins Bett zu bringen. “Ich komme danach nochmal zu dir, Jo.”

"Geht klar, Boß." Noch während er sprach, stand Joey auf und lächelte kurz zu den Kindern, ehe er sich umdrehte und zu dem Butler ging, den er wieder kalt anfunkelte und seine Tasche abnahm. "Geh vor - das nehme ich selber, so werden deine Hände nicht schmutzig." Er konnte den geringschätzigen Blick dieses Butlers nicht leiden und ging sofort in den Angriff über ... und auch wenn er nun für Elay arbeitete, diesen Butler mochte er nicht.

Sam lächelte nun etwas offener, und blickte den jungen Mann ebenso offen an. “Glauben sie mir, ich habe nichts gegen sie. Ich bin nur vorsichtig, wen der junge Herr ins Haus bringt. Er tut das nämlich nie, und ich war dementsprechend verblüfft ... nun gut, abgesehen von verschiedenen Bodyguards. Ich glaube, daß sie kompetenter sind als die feinen Herren, die bisher hier waren.” Sam sprach jetzt Klartext, und zeigte nun seine andere Seite. “Unsere werte Köchin wird sie sicher auch noch unter die Lupe nehmen. Sie und ich sind schon sehr lange im Dienst des jungen Herrn, und wir sorgen uns auch um ihn und arbeiten nicht einfach nur für Elay und die beiden Kleinen.”

Als er das hörte, hob Jo eine seiner Brauen und musterte den Blauen vor sich - doch dann nickte er langsam, da er in dessen Augen sehen konnte, daß er die Wahrheit sprach. Also entspannte auch er sich langsam wieder und seufzte, ehe er einfach nur nickte. "Kann ich verstehen - sehr gut sogar. Frage, kann ich vielleicht noch eine Kleinigkeit essen ? Ich habe einen ziemlich anstrengenden Abend hinter mir, die Fights machen hungrig. Und ich bin Jo." Bei den letzten Worten hielt er ihm die Hand hin und hoffte, daß der Butler sich nicht zu fein war, sie zu schütteln.

“Samsons ... oder lieber Sam. Und ich erinnere mich, sie heißen eigentlich Joseph. Aber sie werden sicher lieber Jo genannt.” Sam erinnerte sich an den Blonden, da Elay oft von ihm in seiner Schulzeit gesprochen hatte. Sam nahm die Hand an und führte den Blonden danach lieber erstmal in die Küche. “Nora, wir haben einen neuen Bodyguard. Du hast doch bestimmt noch etwas zu essen für den jungen Mann.” Er wusste, die Köchin war noch da, denn sie hatte den Kindern vorhin noch eine heiße Milch aufgesetzt, damit sie sich beruhigten.

Als der Ältere seine Hand schüttelte, nickte Jo und folgte ihm in die Küche. Dort blickte die ein wenig rundlichere Rothäutige auf und stemmte die Hände in die Seiten, musterte den großen, sichtbar kräftigen, jungen Mann vor sich und lachte auf, als sie ihm kurz auf den kräftigen Arm klopfte. "Natürlich habe ich etwas - komm erstmal rein, Jungchen, laß dich ansehen ! Was für ein Prachtkerl ... und zugerichtet, wer hat dich denn durch den Fleischwolf gedreht ?" Jo mochte die Köchin und ihre ehrliche, mütterliche Art sofort und grinste kurz, ehe er sich an den Tisch setzte, zu dem sie ihn schob. "Waren ein paar Fights, mit denen ich mein Geld verdiente - der Boß war auf dem Event und sah zu, kam zu mir runter und nachdem sein Idiot von Bodyguard es nicht schaffte, ihm die anderen Fighter vom Hals zu halten, übernahm ich die Aufgabe. Er war so beeindruckt, daß er mir den Job anbot - und hier bin ich."

Sam wurde gleich daneben gesetzt, und nachdem Jo ein heißes Gulasch mit Nudeln bekommen hatte, bekam der Butler einen heißen Tee. Sam verstand das Ganze jetzt noch ein wenig besser und lächelte kurz, als er die Schritte auf der knarrenden Treppe hörte, weil Elay hinabkam, um sich auch noch in die Küche zu setzen. Der Schwarzhaarige trug jetzt eine bequeme Sporthose und ein weiches Sweatshirt, und an den Füßen warme Hausschuhe. “Ah, ich hab es mir fast gedacht.”

Als der Streetfighter Elay sah, stockte er mitten im Essen und brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Noch nie zuvor hatte er ihn in anderer Kleidung als die edlen Anzüge oder damals in der Schule in Sportkleidung gesehen - und nun trug Elay solch einfache Klamotten, ein Anblick, der völlig ungewohnt war. "Hmpf - endlich siehst du mal aus wie ein Mensch, Boß. Und ? Ich denke, wir müssen noch reden."

Köchin und Butler verließen die Küche auch sofort, und Elay setzte sich an den Tisch. “Ich denke auch, wir sollten reden.” Er lächelte kurz, und gab etwas Zucker und Zitrone in seinen schwarzen Tee.

Und schon wieder überraschte ihn Elay, so daß Jo leise grummelte und einen weiteren Bissen des verdammt guten Gulaschs aß. Dann nahm er noch einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche, die ihm Nora zuvor gegeben hatte, und blickte ernster werdend zu seinem Gegenüber. "Okay - wer bist du, und was hast du mit Elay getan ? Ganz ehrlich, ich erkenne dich nicht wieder und wenn ich nicht haargenau wüßte, daß du es bist würde ich denken, ich habe hier den unbekannten Zwilling vor mir. Du hast in der letzten Viertelstunde mehr Gefühle gezeigt, als in den drei Jahren, die ich dich in der Highschool kannte ... und das ist mir ehrlich gesagt, unheimlich, so kenne ich dich gar nicht. Das Image, das du immer außen zeigst, kenne ich und kann es auch lesen - bei dem hier steige ich aus."

Das brachte Elay zum Lächeln und er ahnte, daß er Jo damit erneut überraschte. “Du hast es doch gesagt, es ist ein Image. Ich trage eine Maske, und nur hier zu Hause legte ich sie ab. Du weißt, daß ich die Schule schon vor dem Abschluss verlassen musste. Meine Eltern starben bei einem Hubschrauberabsturz, und ich musste die Firma übernehmen und mich auch um meine Geschwister kümmern.”

"Ja, das weiß ich - war ja schließlich lange genug Gesprächsstoff, daß du vorzeitig deine Prüfungen machen durftest und schon vorher die Schule beendet hast, damit du die Firma leiten konntest. Der jüngste CEO Amerikas und der begehrteste Junggeselle, dauernd auf den Titelblättern der großen Geschäftszeitungen. Und mittlerweile einer der reichsten Männer der Welt, wenn ich das richtig mitbekommen habe ... ich komme leider nicht so oft dazu, den Businessteil der Zeitung zu lesen." Jo nahm seinen Worten mit einem kurzen Grinsen die Schärfe, ehe er einen weiteren Bissen aß und erst dann weitersprach. "Ich weiß noch, daß du nicht unbedingt sehr viel Trauer gezeigt hast, als du die Nachricht gehört hast ... die Anderen haben nur deine kalte Maske gesehen aber ich dachte, ich hätte für einen Moment in deinen Augen gesehen, daß du froh warst. Habe ich mir das nur eingebildet, Elay ? Und ehrlich, die Kleinen tun dir gut ... du bist ganz anders, wenn du bei ihnen bist. Menschlich."

“Weil ich mich bei ihnen nicht verstellen muss. Und ja, ich war froh, obwohl ich meinem Stiefvater den Tod nicht gewünscht habe. Er hat meine Mutter nur geheiratet, weil er meine Talente haben wollte. Ich hatte schon neben der Schule für ihn gearbeitet.” Zu der Zeit war es nicht leicht gewesen - er besaß Talent für Computertechnik und war gefunden worden, weil er den Hochsicherheitsserver der Firma gehackt hatte.

Jo nickte, als er das hörte ... er wußte noch, wie es damals war und stand auf, trug sein Geschirr zur Spüle und legte es  hinein, ehe er zurückkam und sich wieder setzte. "Ich weiß - du bist oft genug früher aus der Schule gegangen, weil dein Vater dich zu einem Meeting rief oder weil du was richten solltest. Über deine Eltern an sich habe ich nicht viel mitbekommen - lediglich wenn Sissi wieder mal den neuesten Klatsch erzählte und den Mund nicht mehr zubekam, wie gut deine Eltern mal wieder bei dem oder dem anderen Empfang ausgesehen hätten. Die Kleinen sind dann deine Halbgeschwister, oder ? Und wenn mich meine Menschenkenntnis nicht täuscht, waren die Köchin und der Butler die Ersatzeltern für euch drei."

“Genauso ist es. Und meine Mutter hatte nichts gegen das Leben hier. Auch wenn sie nur wegen mir seine Frau wurde, aber sie haben sich dann doch irgendwie lieben gelernt und meine Geschwister waren gerade Mode.” Elay nippte an seinem Tee und grinste schief. “Und du bist ein Kämpfer geblieben.” Und er meinte es auch nicht abwertend, das sah man an seinen Augen.

"Tja ... ich bin noch immer ein Gassenköter, genau wie du gesagt hast. Nur daß ich inzwischen so groß bin, daß jeder Angst vor meinen Fängen und Krallen hat und sich keiner mehr traut, mich schief anzusehen. Glaub mir, einfach war es nicht - Niemand gab einem jungen Kerl, der aus dieser Gegend stammt und nicht mal anständige Noten hat, einen Job. Ich habe es dann aufgegeben und bin in den Hafen, um dort zu arbeiten. Die wollten mich zuerst auch nicht, weil ich ihnen zu klein und dünn war - aber ich habe es ihnen gezeigt, ich habe die Schichten so schnell und gut gearbeitet wie die Anderen. Und wer mir dumm kam, den schlug ich zusammen ... etwas, das mein Boß schnell bemerkte und mich zu den ersten Streetfights mitnahm. So ging es weiter und ich konnte endlich von meinem Vater weg, weil ich genug Geld hatte - und endlich auch genug über hatte, um mich sattzuessen, und durch die harte Arbeit und das Training bin ich endlich gewachsen. Und wie du siehst, verdiene ich mein Geld nun mit dem, das ich am Besten kann: Kämpfen. Wenigstens kann ich nun was damit anfangen, wenn du bisher nur solche Nieten hattest - ich bin ein besser Bodyguard als die alle." Jo war nicht bitter über das, was er erlebt hatte ... es hatte ihn geformt und zu dem gemacht, das er jetzt war.

“Das sehe ich auch so - ich denke, auf dich kann ich mich mehr verlassen, als auf sonst Jemanden.” Elay war davon überzeugt, sonst hätte er Jo das nicht angeboten. Er trank seinen Tee aus, und stellte die Tasse mit in die Spüle. “Wir reden Morgen weiter - ich bin hundemüde, und du willst sicher noch baden. Du hast ein schönes Bad bei dir im Zimmer. Nach dem Kampf tut es bestimmt gut.”

Auch der Blonde war inzwischen aufgestanden und nickte, ehe er Elay die Treppen in den ersten Stock hinauffolgte. "Ein Bad ? Ja, das ist klasse, sowas brauche ich. In meinem Appartment habe ich nur eine Dusche, ich hoffe nur, daß die Wanne hier auch groß genug für mich ist." Er ging nicht auf die anderen Worte Elays ein, da es nicht nötig war ... und als sie an seinem Zimmer angekommen waren, nickte er nur kurz. "Okay, wo bist du und wo deine Geschwister ? Ich möchte gerne den Überblick bewahren."

“Meins ist genau gegenüber, und die Kleinen sind rechts und links neben meinem Zimmer.” Elay wies auf die beiden Zimmertüren, und ging dann zu seiner Tür. “Ich wünsche dir eine gute Nacht.”

Auch dieser Wunsch war ungewohnt und so nickte Jo nur kurz und grummelte ein "Gute Nacht.", ehe er in sein Zimmer ging und die Türe hinter sich schloß. Erst jetzt ließ er seine Kühle langsam fallen und schloß müde die Augen, ehe er sich wieder sammelte und mit einem leisen Seufzer in das Bad ging, um sich dort das Blut und den Dreck der Kämpfe abzuwaschen und noch ein wenig zu entspannen, ehe er schlafen ging.

 

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