”The Choice” 02
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Mit etwas Zwang hatte der junge, rote Detective einigermaßen geschlafen, und betrat nun das Revier. Das Buch hatte er eingepackt, und auch alles andere. Aber als er im Büro ankam, bekam er mit, wie sein Vater mit einem der Anderen sprach, und scheinbar wollte er ihn jetzt von dem Fall abziehen. Er würde jetzt lieber abwarten und sah schon, wie sein Vater ihn harsch zu sich winkte.
"Deacon, komm her !" Als sein Sohn durch die Türe trat, nickte Willard nur und fluchte leise, da er schon sah, daß Deacon die Stirn runzelte. "Ich machs kurz - du übernimmst Milners Fall, er ist älter und erfahrener und wird mir bei den Morden des Waage-Mörders helfen. Und nun geh ... du bist eh schon zu spät, laß dir von Milner die Akte geben, damit du Heute noch fertig wirst !" Auch heute hatte der ältere Rote schon mehrere Anrufe von dem Commissioner und dem Bürgermeister bekommen - und wurde dazu gezwungen, seinen Sohn mit einem erfahrenen Detektive und einem Profiler des FBI zu ersetzen. Dieser war auch schon da und man sah ihm mehr als nur gut an, daß er die bisherige Arbeit, die auf einer großen Tafel sichtbar war, verachtete ... dann blickt der Blauhäutige zu Deacon, schnaubte kurz und verengte geringschätzig die Augen. "Es ist auch gut, daß sie ihn auf den anderen Fall ansetzen, Inspector Willson - auch wenn er es trotz seiner Jugend schon zum Detective geschafft hat, er ist noch immer zu unerfahren, um hier einen nützlichen Beitrag zu liefern."
“Schon gut, Sir.” Deacon wußte, daß er ruhig bleiben mußte. Er pfiff auf den Angeber und würde jetzt nichts mehr über das Buch sagen, und eher selber recherchieren. Er wußte nun auch, warum sein Vater keinen Profiler wollte ... gerade der hier war sehr arrogant, und würde einiges an Problemen bereiten. Der junge Rote ließ sich nichts weiter anmerken, innerlich ärgerte er sich ein wenig, daß sein Vater so schnell nachgegeben hatte, aber seine Strafe stand da in Gestalt des Profilers.
Währenddessen kam Milner zu ihm und seufzte leise, als die Türe zum Büro Willards sich wieder schloß. "Sei ihm nicht allzu böse - er hat zwei Stunden lang mit dem Arsch vom FBI gestritten, weil er dich dabeihaben wollte. Egal, hier ist die Akte ... der Fall ist eigentlich ziemlich klar, es dürfte dir keine Schwierigkeiten bereiten, ihn in kürzester Zeit geklärt zu haben." Dann erklärte Milner noch ein paar der Kleinigkeiten, ehe er von dem Profiler reingerufen wurde und mit einem mißmutigen Knurren folgte.
Der Fall, den Milner ihm gab war wirklich leicht - und Deacon sah es positiv, so konnte er selber an dem anderen Fall weiterarbeiten. Er kümmerte sich jetzt um diesen hier, und löste ihn auch schnell. “Ich hab den Täter ermittelt, er muß nur noch festgenommen werden.” Er störte seinen Vater ungern, aber der mußte die Officer abstellen, die eine Verhaftung durchführten.
"Was ?" Im ersten Moment war Willard viel zu verblüfft - doch dann zog er die Brauen tief in die Augen und blickte zu dem Profiler, der nur eine Braue hob. "Sehen sie ?! Mein Junge ist verdammt nochmal nicht wegen einem Formfehler Detective geworden !" Doch der FBI-Profiler schüttelte nur den Kopf und Willard fluchte leise, ehe er sich an Deacon wandte. "Gut - hol dir die nötigen Cops und schnapp ihn dir, dann komm wieder zurück und schreib die Berichte, die gemacht werden müsen."
"Jawohl, Sir.” Deacon wendete sich ab und winkte zwei der Officers, damit sie zusammen den Mann, den er ermittelt hatte, festnehmen konnten. Er zog zügig mit ihnen los, und kehrte nach gut einer Stunde mit dem Mann zurück, der gleich in die Zelle gebracht wurde. Deacon schrieb derweil den Bericht, und lauschte nebenher den Ausführungen des Profilers.
Denn sein Vater hatte darauf geachtet, die Türe nicht ganz zu schließen. Wie er es sich schon gedacht hatte, erging der Blauhäutige sich darin, ihm seine bisherigen Erfolge zu erzählen und Willard seufzte innerlich, da er das bestimmt nicht hören wollte. Doch dann kamen sie endlich wieder zu diesem Fall und zu dem Profil, das der Blauhäutige erstellt hatte. Denn Willard wußte, daß dies nur den gängigen Klischees entsprach und der Täter auch völlig anders sein konnte, und so sprach er es an. Der FBI-ler lehnte dies aber ab und kam nun endlich zu der Tatsache, daß keinerlei Fingerabdrücke oder Haare, oder ähnliche Hinweise auf den Täter gefunden worden waren und dieser klug genug war, selbst seine DNA völlig nutzlos zu machen.
Neben dem Berichtschreiben lauschte Deacon und seufzte, als er den Gesprächen lauschte und speicherte, ehe er den Bericht ausdruckte und in den Aktenordner legte. Deacon hatte jetzt etwas Ruhe und überlegte, ob er nicht den Rest des Tages seine Überstunden wegmachte und freinahm.
Währenddessen hörte Willard dem Blauhäutigen zu und verfluchte sich selbst, daß er zugestimmt hatte, daß ein Profiler herkam. Hin und wieder blickte er gewohnheitsmäßig durch die Fenster seines Büros und beobachtete seine Leute, als sein Blick bei Deacon hängenblieb und er ihn beobachtete. Willard konnte gut sehen, daß dieser den letzten Bericht geschrieben, ausgedruckt und abgeheftet hatte und fällte nun eine Entscheidung. "Ich brauche eine kurze Pause, Wexner. Nehmen sie sich auch ein paar Minuten und trinken sie eine Kaffee, er ist nicht so schlecht, wie er aussieht." Dann trat er aus dem Büro und ging zu Deacon, nahm kurz die Akte auf und sah sie durch, ehe er leicht nickte. "Gut gemacht, Junge - nimm dir den restlichen Tag frei, du hast es dir verdient und mir steigt die Dienstaufsicht wegen deiner vielen Überstunden eh schon auf die Hacken. Los, los - die Akte kannst du Morgen weglegen."
“Danke, ich hatte eh gerade fragen wollen.” Deacon war froh darüber und sortierte noch seinen Schreibtisch, schloß ihn ab und nahm seine Tasche und den Beutel mit dem Buch auf. “Wir sehen uns dann Morgen.” Er verabschiedete sich von seinem Vater und winkte noch den Anderen kurz zu, ehe er das Revier verließ, um zu sich nach Hause zu fahren.
In seinem Apartment runzelte Cecil kurz die Stirn, als er sich zurücklehnte und nachdachte. Durch den winzigen Sender im Buchrücken hatte er alles mitbekommen - und auch, daß Deacon seinem Vater nichts von dem Buch und dem Brief erzählt hatte. Dies war eine unerwartete Wendung ... doch andererseits wiederum denkbar, wenn er daran dachte, daß dieser Profiler ein wirklich arroganter Blauer zu sein schien, der nicht einsehen konnte, daß Deacon zwar jung, doch wirklich gut in seinem Job war. Nun war der schlanke Blaue gespannt, wie Deacon weiter verfahren würde und für einen Moment huschte ein Lächeln über seine Züge, denn es war mehr als nur spannend, wenn solche unerwarteten Dinge passierten und ihn herausforderten.
Deacon fuhr nicht direkt nach Hause ... er besorgte sich erst noch ein gutes Essen beim Chinesen, weil er keine Lust hatte, zu kochen. Mit seiner Beute traf er zu Hause ein und schaltete erstmal den Fernseher an, um die Nachrichten zu sehen, während er seinen Hunger an der gebackenen Ente und dem Gemüse stillte. Sein Kopf arbeitete er aber schon, und er würde nach dem Essen erstmal nach dem Psychologen forschen. Vielleicht fand er noch etwas mehr über ihn heraus.
Doch dann wurden die normalen Nachrichten unterbrochen, als eine Sondermeldung eingespielt wurde. "Wir hören gerade, daß es einen weiteren Mord in der Serie der Waage-Morde gegeben hat ! Diesmal war ein Polizist das Opfer - doch es ist noch schlimmer als die vorigen Morde. Die eigene Tochter wurde dazu gezwungen, zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter zu wählen - und laut Aussage der Mutter zwang der Vater sie sogar dazu, ihn zu erschießen, nachdem der vermummte Mörder ihn fragte, ob er sich noch an Millie und ihr Kind erinnere. Wir konnten leider keine weiteren Informationen bekommen, da die Polizei weitere Aufnahmen verbot. Ich wiederhole noch einmal: Officer Nolan McFinnley wurde heute Abend durch den Waagemörder ermordet, der dessen Tochter dazu zwang, sich zwischen ihren Eltern zu entscheiden."
Als Deacon das hörte, verschluckte er sich fast am Essen und kuckte gebannt in den Fernseher. Es lief noch ein Ticker unten, der aber nichts neues brachte, und Deacon griff sofort zum Telefon, und rief seinen Vater an. “Dad ... weißt du schon was von dem Fall, der gerade in den Nachrichten ist ? Es hat Nolans Familie erwischt, stimmt das ?”
Willard hatte den Anruf schon erwartet und seufzte kurz in das Telefon, ehe er sich durch die kurzen, schwarzen Haare strich und in ein Nebenzimmer ging, in dem er reden konnte. "Ja, hat es - wir kamen zu spät, die Nachbarn haben gleichzeitig die Polizei und die Pressegeier angerufen, damit sie noch Geld aus der ganzen Sache schlagen können. Es stimmt alles, das sie in den Nachrichten sagen: Seine Tochter mußte zwischen ihren Eltern wählen und es stimmt auch, daß der Mörder Nolan fragte, ob er sich an eine gewisse Millie und ihr Kind erinnern würde. So, wie es aussieht, ist Nolan fremdgegangen - und wollte nicht, daß seine Frau und ihre Tochter es erfahren, deshalb hat er die Kleine dazu gebracht, ihn zu erschießen. Der Mörder war völlig verhüllt, so daß sie sein Gesicht nicht sehen konnten - nur, daß er auffallend klein und schlank für einen Mann gewesen ist, jedoch genug Kraft hatte, Nolan niederzuschlagen und die Tochter untenzuhalten, obwohl sie sich wehrte. Verdammt ... er ist uns entwischt, obwohl wir so schnell beim Haus waren !"
“Verdammt.” murmelte Deacon, und seufzte leise. Er kannte die Familie und das junge Mädchen, sie waren bestimmt extrem traumatisiert. “Was sagt der Profiler dazu ?” Das interessierte ihn doch sehr, und er fragte deswegen nach.
Zuerst antwortete ihm nur ein Schnauben, ehe Willard sich genug gefangen hatte, um nicht so laut zu werden, daß der Profiler ihn hören konnte. "Der ? Der dreht nun völlig ab. Meint, daß das ein Nachahmer wäre, blablabla ... aber es war auch die Waage da und die Sanduhr, und alles so exakt das gleiche, daß es nur der Serienkiller sein kann. Das Profil ist jedenfalls so sehr daneben, wie es nur sein kann - das Einzige, das vielleicht stimmen könnte, ist die Hautfarbe, wobei das total unwahrscheinlich ist. Der Täter war kaum größer und breiter als Nolans Tochter, und sie ist gerade mal einen Meter fünfundsechzig und gerade mal etwas sportlich. Aber er trug Handschuhe, einen Jogginganzug, schwarzen Stoff über das Gesicht und die Kapuze drüber, so daß man überhaupt nichts von seiner Haut sah oder er vielleicht ein Haar hätte verlieren können. Was ich nur nicht verstehe ist, wieso zieht er nun die Familie mit rein ? Bei den ersten beiden Morden war er mit seinen Opfern alleine, und jetzt das ? Und vor allem, wieso Nolan ?! Der Mann hat nichts getan, er ist einer der wenigen ehrlichen Cops, die es gibt !!"
“Ich weiß ... ich kann es auch kaum fassen.” Deacon war wirklich erschüttert, aber gefaßter als sein Vater, und er nahm gleich die Informationen auf, die er eben bekommen hatte. “Dann laß ich dich mal in Ruhe - ich denke, der Profiler nervt dich schon genug.”
"Nerven ? Junge, er trampelt mir so auf meinen letzten Nerven herum, daß ich ihm am Liebsten eine auf seine vorlaute Klappe geben würde. Und danke, Junge - ich bin froh, wenn du Morgen kommst, es tut mir gut, dich zu sehen. Vor allem jetzt ... du weißt schon." Seine letzten Worte waren kaum mehr verständlich ... denn genau an dem Tag des ersten Mordes jährte sich der Todestag seiner Frau, und Willard war dadurch kaum dazu gekommen, es zu verkraften.
“Ich weiß, Dad.” Deacon hatte selbst kaum Zeit gehabt, den ersten Todestag zu verarbeiten. Seine Mom hatte sich vor einem Jahr in einem Motel das Leben genommen ... keiner wußte genau warum, sie war eigentlich eine ausgeglichene Frau gewesen.
Willard nickte nur und verabschiedete sich, ehe er auflegte, sich stählte und wieder rausging, um erneut mit dem Profiler zu reden. In seinem Apartment schloß Cecil kurz die Augen, als er sich diese Nacht in Erinnerung rief - denn er hatte sie mit einem Anruf zu dem Motel gelockt und ihr dort gesagt, wer er war, und sie vor eine Wahl gestellt. Entweder, sie entschied sich für ihn, käme mit ihm mit und nahm in Kauf, daß ihr Sohn Deacon durch eine Sprengladung an seinem Wagen starb - oder sie entschied sich für Deacon und würde sich selbst töten. Sie zögerte nicht einen Moment und erschoß sich ... und Cecil seufzte leise, als er daran dachte, wie sehr es ihn damals schmerzte, daß sie so handelte. Es bildete die Grundlage für all die Morde, die er nun verübt hatte - und sie waren noch nicht zu Ende, so daß er seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Laptop richtete und auch den Aufnahmen, die ihm zeigen, was Deacon nun tat.
Deacon legte auf und seufzte leise. Er ging kurz zu dem kleinen Kamin, und betrachtete das Bild seiner Mutter. Er vermißte sie sehr und seine Finger berührten kurz ihr Gesicht, ehe er sich abwandte und in sein kleines Arbeitszimmer ging, um den PC hochzufahren, denn er wollte die Adresse des Psychiaters herausfinden. Während der PC hochfuhr, ging er in sein Schlafzimmer, schlüpfte aus der Dienstkleidung und zog eine bequeme Jogginghose und ein Sweatshirt an. Er mochte es bequem zu Hause, und so arbeitete es sich auch viel einfacher.
Dabei wurde er jedoch beobachtet und Cecil seufzte leise, als er ihm dabei zusah, wie er sich umzog. Deacon war sehr groß und sichtbar kräftig ... und die leichte Behaarung auf der roten Haut sah einfach nur wundervoll aus, so wie Deacon selbst. Der schlanke Blaue konnte sich nicht helfen und stöhnte leise, als er für einen Moment die Augen schloß - denn Deacon gefiel ihm, obwohl es nicht sein durfte. Es dauerte einige Minuten, dann hatte Cecil sich wieder im Griff und beobachtete den nur um wenige Jahre älteren Roten dabei, wie er Daten in den Computer tippte und etwas suchte.
Und er fand es erstaunlich schnell, denn der Mann hatte eine Website mit der Anschrift seiner großen Klinik. “Na, das ist doch mal was ... das ist ja nicht so weit.” murmelte Deacon und druckte die Adresse aus, damit er sie parat hatte. Allerdings las er sich die Homepage auch noch gewissenhaft durch, um so einiges über den Psychologen zu erfahren.
Cecil kannte diese Page auch - und er schnaubte angewidert, als er daran dachte. Doch er sah, daß Deacon sich fertigmachte, um noch zu dem Psychiater zu fahren und nickte, stand auf und zog sich Stiefel und auch ein Sweatshirt mit Kapuze und einen Motorradnierengürtel an, ehe er einfache, dünne Lederhandschuhe überstreifte und sowohl Schlüssel wie auch Handy und Geldbeutel einsteckte und seinen Rucksack aufnahm. Er besaß zwar kein Auto - doch ein schlankes Geländemotorrad, mit dem er Deacon mühelos folgen konnte. Außerdem sorgte der Helm dafür, daß man sein Gesicht nicht sah, und das war ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Deacon bemerkte nicht, daß er verfolgt wurde ... er rechnete einfach nicht damit und fuhr zu dem Anwesen, auf dem die Klinik stand. Dort, in einiger Entfernung war auch das Wohnhaus des Psychiaters, natürlich weit genug weg, damit der Mann nicht von Patienten belästigt wurde. Aber Deacon würde ihn jetzt stören und hoffte, daß er zu Hause war. Bei der Einfahrt des Wohnhauses blieb er stehen, und klingelte an der Sprechanlage.
Im Haus selbst horchte Dr. Coulsen auf, da er so spät nicht mit Besuch rechnete. Doch er ging trotzdem an die Türe und drückte den Knopf der Sprechanlage, um nachzufragen. "Ja ?" Cecil war in einiger Entfernung stehengeblieben und schaltete den Motor seiner Geländemaschine aus, stieg ab und kam ein wenig näher, um die Lautstärke seines Handys etwas lauter zu drehen, mit dem er das mithörte, das die Wanze in dem Buch funkte.
“Guten Tag, ich bin Deacon Willson ... ich bin Detective, und habe ein paar Fragen zu ihrer Behandlungsmethode. Ich werde nicht viel ihrer Zeit in Anspruch nehmen.” Er hoffte, daß der Mann ihn empfing.
Im ersten Moment war der ältere Blaue geschockt - doch dann seufzte er leise und nickte, antwortete ein kurzes "Natürlich, Detective Willson. Fahren sie einfach die Allee vor bis zum Haus." und drückte auf den Knopf, der das Tor öffnete. Dann löste er die Schlösser seiner Türe und öffnete sie, wartete, bis das Auto hergefahren war und lächelte müde, als der junge Rote ausstieg und seine Dienstmarke zeigte. "Ich grüße sie, kommen sie doch rein."
“Danke, daß sie mich empfangen.” Deacon trat mit ein, und ging mit dem Professor in sein Arbeitszimmer. “Ich hoffe, ich störe nicht zu sehr. Aber sie haben sicher von den Morden gehört, die gerade in den Nachrichten kamen, und ihre Arbeit könnte da behilflich sein.”
Dr. Coulsen seufzte leise und nickte, wies auf den einen Sessel vor dem Kamin und setzte sich in den anderen, ehe er ihm antwortete. "Ich weiß. Es sind die Waagen und die Sanduhr ... all das ist mir sehr bekannt. Ich weiß auch, wer der Mörder ist, den sie suchen, Detective - ich bin ihm schon einmal begegnet. Ich weiß nicht, wie sie auf mich kamen, aber sie hatten recht ... ich wußte es, als die ersten beiden Morde geschahen, auch wenn mir schleierhaft ist, wieso er den Polizisten ermordete."
“Sie kennen ihn sogar ?” Das erstaunte Deacon sehr, doch er fing sich wieder. “Können sie mir sagen, wer es ist ? Wir wollen nicht, daß noch mehr Menschen so grausam ermordet werden. Ich kann ihnen leider keine Details nennen, und ich denke, sie würden sie sicher auch nicht hören wollen.” Es war schon schlimm genug, daß die Sache mit der Waage und der Sanduhr an die Presse gekommen war, da ging er lieber auf Nummer sicher.
"Natürlich will ich nicht mehr hören - ich kann mir schon genug vorstellen, das reicht. Wissen sie - ich bin an meine Schweigepflicht gebunden, aber ich denke, ich kann ihnen trotzdem helfen." Mit den Worten stand der Doktor auf und nahm von der Seite einen großen Umzugskarton, den er dem Detective in die Hände gab, und sich dann wieder setzte. "In dem Karton sind die Akten und Videoaufzeichnungen, die ich anfertigte, als ich meine Therapie in einem Jugendgefängnis testete ... und sogar noch einige Videoaufzeichnungen mehr. Sie sind eher ... persönlicherer Natur, denn dieser junge Mann verstand es, uns alle zu täuschen und zu verführen." Alleine schon der Gedanke daran ließ Dr. Coulsen erschauern, doch dann blickte er wieder ernster werdend zu dem Detective. "Wenn es einen Luzifer gab, dann wurde er in diesem jungen Mann wiedergeboren. Ein Gesicht so wunderschön wie ein Engel, so unschuldig, daß du nicht anders kannst, als ihm zu verfallen ... doch in seinem Inneren ist er so verdorben und kalt wie ein Teufel, er täuschte uns alle und konnte auch nicht durch Strafen geheilt werden. Sehen sie sich die Bänder an, dann werden sie es verstehen - er ist der Mörder, so sicher wie ich hier sitze, und er wird weitermorden. Ich kann nicht sagen, was er mit dem Polizisten wollte ... doch die beiden Pensionisten erklären sich durch die Videos."
“Ich danke ihnen. Ich denke, sie werden sicher erfahren, wenn wir ihn geschnappt haben.” Deacon wollte nicht unnötig lange bleiben, nahm den Karton und ließ sich dann zur Tür bringen. “Ich wünsche noch einen ruhigen Abend.” Mit den Worten verabschiedete er sich und stellte die Kiste auf den Rücksitz, ehe er einstieg und wieder zu seinem kleinen Haus fuhr. Der Mann war ihm unsympathisch gewesen und etwas suspekt, da er so verachtend über den Jungen gesprochen hatte.
Der Doktor blickte ihm noch nach und seufzte erneut, als er zurücktrat und die Türe offenstehen ließ. Außerhalb des Grundstücks wartete Cecil nur so lange, bis Deacon weggefahren war, ehe er sich über das Tor schwang und die Einfahrt hinaufging. Er hatte alles mitangehört und es kostete ihn viel seiner Selbstbeherrschung, ruhig zu bleiben, um seinen Plan weiter ausführen zu können. Als er endlich an dem Haus ankam, hob der schlanke Blaue eine Braue, als er die offene Türe sah - dann trat er ein und zog seine Pistole aus dem Rucksack, den er mitgenommen hatte, suchte sich seinen Weg durch die Villa und blieb schließlich in der Türe des großen Büros stehen. "Ich grüße sie, Dr. Coulsen ... wie ich hörte, haben sie meine und ihre Handschrift wiedererkannt. Nun, ich bin sicher, daß der Detective bald dahinterkommen wird, daß ich die Morde verübte - doch was werden sie tun, wenn er die Bänder sieht und herauskommt, was sie mir angetan haben ? Ihre Karriere ist ruiniert und ihre Klinik wird dichtmachen ... das wissen sie, nicht wahr ?" Der ältere Blaue nickte nur und rieb sich kurz über das Gesicht, doch dann huschte ein kurzes, hartes Lächeln über seine Lippen. "Nun - das würde es, wenn alles so bleibt, wie es ist. Aber wenn du mich tötest, dann dürfen die Bänder nicht gezeigt werden, da sie Beweismaterial sind. Also, tu es ... du willst mich doch töten, nicht wahr ?" Cecil schmunzelte nur und nickte, ehe er seinen Rucksack abnahm, die Waage und die Sanduhr herausholte und beide auf den Boden vor dem Doktor stellte. "Natürlich möchte ich das - und ich bin ehrlich gesagt nicht überrascht, daß sie so willig sind. Hier, das werden sie brauchen ..." Als er endete, nahm Cecil noch eine weitere Pistole heraus und gab sie dem Doktor, der sie wortlos nahm und kurz nickte. Dann setzte er sich den Lauf unter das Kinn, drückte ab und Cecil nickte, als er zusah, wie die Leiche zur Seite sackte. Erst jetzt steckte er seine Pistole in den Rucksack, zog ihn wieder über und ging hinaus, um erneut über das Tor zu springen und mit seiner Maschine nach Hause und dann zu seinem nächsten Opfer zu fahren.
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