”The Choice” 03
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Deacon war derweil zurück zu seinem Haus gefahren. Es war wie immer bedrückend leer ... er hätte eigentlich gern eine Katze, aber sie wäre einfach zu lange allein, wenn er arbeitete, und so blieb er lieber allein. Die Kiste stellte er ins Wohnzimmer und kochte sich eine Kanne mit Kaffee, während er sich wieder umzog. Als er sich fertig umgezogen hatte, war auch der Kaffee fertig und er setzte sich auf sein Sofa, um die Akten und die Videokassetten zu sichten und zu sortieren. Es waren zehn Jungen und er verhielt etwas länger beim Betrachten einer Akte, deren Daten auf den Mörder passen konnten, was die Körpergröße anging. “Du bist es also ? Na, mal sehen.” Der Junge war wunderschön, sehr zierlich und schlank, und vor allem ungewöhnlich klein. Zu den Akten legte er je zwei Kassetten, die mit den Namen beschriftet waren. Unerwarteterweise gab es bei Cecil noch fünf weitere, die privat waren, und allein das sorgte dafür, daß Deacon etwas misstrauisch wurde. “Erst die anderen ... ich muß warten und vergleichen.” Er wollte Cecil zuletzt ansehen und las die erste Akte, bevor er das erste Video zu dem Jungen ansah.
Mittlerweile war auch Cecil in sein Apartment zurückgekehrt und zog sich selbst um, während er Deacon dabei beobachtete, wie dieser den Inhalt der Kiste sortierte. Der Doktor hatte für dieses Experiment nur die Jugendlichen verlangt, die wegen Mordes in dem Jugendgefängnis saßen - und auch Cecil gehörte dazu, da er seinen zweiten Adoptivvater tötete, nachdem dieser ihn mehrfach vergewaltigt und an einem Abend fast krankenhausreif geschlagen hatte. Er erinnerte sich noch gut an diesen Abend - sein Adoptivvater war wie immer betrunken nach Hause gekommen und hatte sich mit seiner Frau gestritten, ehe er sich Cecil packte, ihn in den Keller zerrte und brutal zusammenschlug, ihn auf eine alte Matratze warf und sich an ihm verging. Dabei achtete er nicht darauf, daß ein Tisch mit Werkzeug umfiel und befriedigte sich an dem damals Fünfzehnjährigen, der durch die dauernden Schläge und die mehr als nur geringe Ernährung so entkräftet war, daß er sich kaum wehrte. Erst, als sein damaliger Adoptivvater befriedigt war und aufstand, um ihn mit seinem Gürtel so stark zu schlagen, daß die Schnalle sich tief in sein Fleisch fraß, hatte Cecil die Möglichkeit, einen Stichel zu packen und ihn in das Bein seines Peinigers zu stechen - und ihn schließlich damit zu töten, indem er immer wieder auf ihn einstach und ihm schließlich auch die Genitalien zerfleischte. Ein Umstand, der dafür sorgte, daß die Richter sich angewidert von ihm abwandten und wegen Mordes verurteilten - denn Cecil konnte sich keinen Anwalt leisten und der Pflichtverteidiger hatte Besseres zu tun, als sich in diesem Fall kundiger zu machen und ihn angemessen zu verteidigen. Die Erinnerungen fraßen noch immer an dem jungen Blauen - denn auch wenn er immer wieder etwas anderes in seinem Leben zu hören bekommen hatte, so wußte er doch, daß er keine Schuld daran hatte, daß er immer wieder vergewaltigt wurde. Dann kehrten seine Gedanken jedoch wieder zu Deacon zurück, der sich dem zweiten Jugendlichen widmete ... und bei ihm die gleichen Fragen, Interviews und Tests sah. Es fing damit an, daß sie die Vögel bekamen ... und da sie in diesem Gefängnis kaum etwas hatten, freuten sich sogar die härtesten Jugendlichen über die unschuldigen Tiere, die mit ihrem fröhlichen Gezwitscher etwas Licht in ihre Zellen brachten. Sie alle liebten ihre Vögel und versorgten sie gut ... auch Cecil, der einen besonders kleinen Vogel bekommen hatte. Doch er versorgte und liebte ihn, und innerhalb kürzester Zeit war der Vogel so zutraulich, daß er ihn sogar auf seinem Finger halten konnte, ohne daß er wegflog. Keiner von ihnen wußte, daß die Vögel nur einem Zweck dienten: Nämlich die Theorien des Doktors zu beweisen. Er rief sie immer wieder zu sich und fragte sie aus, weshalb sie den oder die Morde begangen hatten ... und ob sie es wieder tun würden. Dann stellte er sie vor verschiedene Entscheidungen, die sie innerhalb einer Minute fällen mußten - und um dies auch optisch zu untermauern, gab es eine Waage mit Zetteln für die Entscheidungen und eine kleine Sanduhr, die genau eine Minute brauchte, um durchzulaufen. Gaben die Jugendlichen die moralisch falsche Antwort, bekamen sie einen kleinen Elektroschock ... und danach wurde ihnen erklärt, wieso ihre Entscheidung falsch war. Die letzte, ultimative Entscheidung war jedoch etwas, das einen jeden von ihnen vor ein emotionales Dilemma setzte: Sie sollten sich entscheiden, ob sie weiterhin ihren Vogel behalten wollten und dafür ihre volle Strafe absitzen mußten ... oder ob sie den Vogel töteten und damit ihre sofortige Entlassung bekämen. Schon als Cecil daran dachte, stiegen ihm die Tränen in die Augen und rannen schließlich über seine heile und seine vernarbte Wange ... denn dieser Abend war für immer in sein Inneres eingebrannt, und auch der Tod der Wärter und des Doktors halfen ihm kaum darüber hinweg.
Nach einiger Zeit kam Deacon endlich zu dem verdächtigen Jugendlichen. Er las die Akte und schon da war ihm einiges suspekt, denn wie der junge Mann in den Knast kam, machte ihn skeptisch. Dann sah Deacon sich die offiziellen Viedeobänder an und sein Blick verfinsterte sich ein wenig. Der Junge wurde schon da härter angepackt als die Anderen und er wollte eigentlich schon nicht mehr wissen, was er auf den anderen Kassetten zu sehen bekam. Trotzdem sah Deacon sie an, und sein Blick war wie versteinert. Cecil wurde dort schwer mißhandelt und vergewaltigt, und man sah dort auch die Wärter, die ermordet worden waren. Auch war ersichtlich, daß der Doktor dem jungen Mann verfallen war, denn auch er ließ sich auf den ersten Bändern immer wieder einen von ihm blasen, und berührte ihn unsittlich an dessen Penis und Hoden. Wenn Cecil sich wehrte, bekam er so starke Elektroschocks, daß er apathisch dalag, und die Wärter sich so an ihm vergingen und ihn immer wieder Teufel und Sünde nannten. “Grausam ... wie kann man nur ?” Sie geilten sich an der Zartheit und Hilflosigkeit regelrecht auf, und gaben ihm dann auch noch die Schuld daran.
Ein Fluch, der Cecil sein Leben lang verfolgt hatte. Er hatte die Zartheit und einige Merkmale seiner rothäutigen Mutter geerbt - doch auch die Hautfarbe seines blauhäutigen Vaters, der ebenfalls nicht gerade zu den Größten oder Stärksten gehört hatte. Es gab nur wenig, das er so haßte wie den Mann, der ihn zeugte - ein irischer Polizist, den er nun ebenfalls getötet hatte. Es war mehr als nur schwer gewesen, diese Information herauszufinden und es hatte ihn viel Geld gekostet ... doch das war es wert und Cecil lächelte hart, als er daran dachte, wie grausam die Gerechtigkeit gerade in dessem Fall gewesen war, als er die Tochter entscheiden ließ. Es waren nicht mehr viele Morde auszuführen ... eigentlich nur noch zwei, und diese Nacht hatte Cecil schon den nächsten Plan in die Tat umsetzte. Dann wurde er jedoch wieder aus seinen Gedanken gerissen, als er die Stimme Deacons hörte und blickte verwundert auf seinen Laptop, als er den jungen Detective beobachtete. Er sah ehrliche Abscheu auf den Zügen des Roten, die allerdings nicht dem Jugendlichen auf den Videos galt, sondern dem Doktor und den Wärtern. Und danach etwas so ungewöhnliches, daß Cecil es im ersten Moment gar nicht glauben konnte: Anteilnahme und Sorge, in denen zwar auch Mitgefühl schwang, doch keinerlei Abscheu oder falsches Mitleid. Noch nie zuvor hatte Cecil solche Gefühle auf sich gerichtet gesehen und er schluckte schwer, ehe er wieder zu weinen begann, da das Schicksal sich wirklich gegen ihn verschworen hatte.
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Am nächsten Morgen war Deacon pünktlich im Revier und er merkte gleich, daß wieder etwas passiert sein mußte. Es war schon wieder viel zu viel Hektik in den Räumen, und das gereizte Brüllen seines Vaters nach Kaffee zeigte ihm, daß er letzte Nacht sicher nicht zu Hause gewesen war. “Ist noch was passiert ?” Deacon fragte einen seiner Kollegen, der ebenso übernächtigt schien wie alle hier.
Als Willard die Stimme seines Sohnes hörte, hielt er kurz inne und knurrte den Profiler an, der gerade wieder etwas sagen wollte. "Halten sie den Rand - sie haben schon genug mit ihrem falschen Profil angerichtet !! Ist ihnen eigentlich klar, daß die Morde in immer kürzeren Zeiträumen stattfinden, seit sie hier sind ?!!" Der Blauhäutige schnaubte nur und setzte sich in einen der Stühle, ehe er demonstrativ auf die Fotos der Opfer zeigte. "Aber wie sie sehen, ändert sich seine Arbeitsweise - sowohl bei dem Doktor wie auch bei dem Anwalt war Niemand sonst zugegen oder wurde zu der Tat gezwungen, so wie es bei ihrem Kollegen der Fall war. Mir ist zwar noch immer schleierhaft, wie diese Fälle zusammenhängen - doch es scheint, als ob sich dieser Serientäter Opfer sucht, die allesamt in ihrem Metier tätig sind, Inspector. Zwei ehemalige Gefängnisbeamte, ein Kollege, ein Anwalt und ein Psychiater, der sich ausschließlich mit kriminellen Tätern befaßt. Mich würde es nicht wundern, wenn als Nächstes ein Richter käme - am Besten lasse ich dem Commissioner eine Nachricht zukommen, daß die Richter dieser Stadt in Sicherheit gebracht werden sollen." Willard seufzte nur innerlich ... doch auch er konnte nicht umhin, zuzugeben, daß ein Bißchen Logik hinter den Worten des eingebildeten FBI-lers steckte. "Gut - während sie sich darum kümmern, werde ich meinen Sohn über alles unterrichten und keine Widerrede, wir brauchen jetzt wirklich jeden Mann an diesem Fall !!" Dann stürmte er aus seinem Büro und ging zu Deacon, drückte ihn kurz an sich und nickte auf ein leeres Büro, während er sich von einem jungen Cop die Akten geben ließ. "Wir müssen reden, Deacon - und du bist nun auch wieder an dem Fall beteiligt, so wie wir alle."
“Da bin ich froh, ich hab nämlich auch schon etwas allein weiterrecherchiert. Aber kannst du mir sagen, was jetzt wieder passiert ist ?” So ganz hatte er es nicht hören können, da die Tür zu gewesen war, als sein Vater mit dem Profiler sprach.
"Komm mit." Noch während er sprach, betrat Willard das Büro, schloß die Türe hinter seinem Sohn und drehte die Jalousien etwas weiter zu, auch wenn er sie weit genug offen ließ, daß er die anderen Cops noch sehen konnte. Dann legte er die Akten auf den Tisch und öffnete die Erste, holte den Inhalt heraus und breitete ihn auf dem Tisch aus, damit Deacon es sich ansehen konnte. "Das erste Opfer war ein Psychiater - er leitete die Horscher-Klinik zwei Stunden von hier entfernt, in ihr sind nur Verbrecher, die psychische Probleme haben. Auch er wurde von diesem Täter ermordet, denn wir fanden die gleiche Waage und auch wieder die Sanduhr. Allerdings wissen wir nicht, welche Entscheidung er fällen mußte - er entschied sich jedoch, sich selbst durch einen Kopfschuß zu töten."
“Was ? Oh, Mann.” Deacon war noch bei dem Mann gewesen, und jetzt war er tot. “Wann war die Tatzeit ?” Er mußte das jetzt wissen und hatte eine Befürchtung, die sich hoffentlich nicht bewahrheitete.
"Kurz nach Mitternacht, Deacon ... er war völlig allein und es wurden auch keine Spuren eines Einbruchs gefunden. Es schien fast, als ob er die Haustüre offengelassen hat, um ihn hereinzulassen - und er zeigte auch keinerlei Abwehrspuren, es schien fast, als ob er es begrüßte, daß er sich töten konnte. Wenn nicht die Waage und die Uhr dagestanden hätten, wäre es als einfacher Selbstmord abgetan worden ... doch sie sind echt, es gibt keinen Zweifel daran." Dann seufzte Willard und strich sich kurz müde über das Gesicht, ehe er weitersprach. "Der Anwalt wurde nur drei Stunden später ermordet - doch bei ihm ist es wieder komplizierter."
Deacon mußte sich jetzt erstmal setzen. Daß es gleich nach seinem Besuch war zeigte, daß der Mörder ihm gefolgt war, und er hatte es nicht bemerkt. “Ich bin kurz davor bei dem Psychologen gewesen. Ich hatte Recherchen angestellt wegen diesem Wählen, und der Mann behandelt mit wählen und treffen von Entscheidungen seine Patienten. So kam ich auf ihn.” Deacon war deutlich blasser geworden und hoffte, sein Vater war nicht gleich stinksauer.
Im ersten Moment erstarrte dieser jedoch, da auch er ahnte, wie knapp es für Deacon gewesen war. Und dieser Gedanke genügte, daß er seine zuvor noch aufkeimende Wut einfach erstickte und seinen Sohn an sich quetschte, ehe auch er sich setzte und ernster wurde. "Darauf hätte der Profiler auch kommen können - oder ich. Verdammt, Junge - du mußt mehr auf dich achten, ja ? Und du hättest mir Bescheid geben sollen, es ist nicht gut, alles auf eigene Faust zu versuchen. Hast du mit dem Doktor reden können ? Und wenn ja, was hat er gesagt ?"
“Ja, hab ich. Es ist so, daß er mich fast schon erwartet hatte, da er die Wärter wiedererkannte. Warum er nicht zur Polizei ging, hat er nicht gesagt - ich vermute aber aus Angst. Er sagte nicht viel, außer daß es sein könnte, daß er den Mann schon behandelt hat, und er noch nachforschen wolle.” Deacons Blick wanderte zu der Scheibe des Büros, denn der Profiler kam auf die Tür zu. “Ich wollte es dir Heute gleich erzählen.”
Willards Blick folgte dem seines Sohnes und er nickte, ehe er sich ihm wieder zuwandte und ein kurzes "Abend bei dir daheim." mit dem Mund formte. Er ahnte, daß der FBI-ler überall Wanzen versteckt hatte - doch zum Glück waren hier immer Cops, so daß keine Kameras verlegt werden konnten. Und wie er es sich gedacht hatte, kam der FBI-ler herein und setzte ein strenges Gesicht auf. "Was soll das, Inspector Willson ? Wieso sagen sie mir nicht, daß ihr Sohn weiterhin ermittelte - und sogar am Tatort eines der Morde war ?!" Einen Moment lang blieb Willard still - doch dann knurrte er laut und baute sich vor dem schlankeren Blauhäutigen auf, tippte ihm mit einer Kralle an die Brust und fletschte die Fänge. "Weil ich es erst jetzt erfuhr, sie scheinheiliges Arschloch - und wissen sie was ?! Er hat wenigstens Hinweise gefunden !!" Der FBI-ler schnaubte nur, doch dann blickte er zu Deacon und verengte die Augen. "Stimmt das, Officer ?!"
“Detective ... und ja, es stimmt.” Deacon blieb recht ruhig, und blieb auch sitzen. “Sie haben doch sicher eh schon mitgehört, daher wissen sie, was ich herausgefunden habe. Mehr als das, was ich eben sagte, habe ich leider auch nicht. Sie können sicher mehr damit anfangen und es besser analysieren, als ich.”
"Natürlich kann ich das ... Detective." Die Verachtung des Blauhäutigen war nicht nur hör-, sondern auch sichtbar ... und es sorgte dafür, daß Willard wieder aufknurrte. "Lassen sie das gefälligst - sie sind zwar vom FBI, aber so dämlich, daß es kracht ! Nur wegen ihrem völlig falschen Profil waren wir auf der falschen Spur, und SIE haben ja nicht daran gedacht, auch in diese Richtung zu forschen ! Mein Sohn hätte den Täter fast erwischt ... zumindest war er ihm näher als sie es jemals sein werden !! Also gehen sie und analysieren sie mal schön - wenigstens DAS sollten sie tun können !!" Der Blauhäutige schnaubte nur - dann trat er einen Schritt zurück und zischte ein kurzes "Ich wünsche, daß alle Informationen, die sie sammeln konnten, in fünfzehn Minuten bei mir sind !" und wandte sich um, um das Büro schnellstens zu verlassen. Willard hingegen atmete kurz tief ein und zählte innerlich bis zehn, weiter bis zwanzig und ließ erst dann die Luft wieder aus seinen Lungen, ehe er seufzte und sich zu Deacon umwandte. "Okay, suchen wir alles zusammen, Kleiner. Währenddessen kann ich dir ja erklären, was mit dem Anwalt geschah, okay ?"
“Okay ... und ich kann dem Mann nicht viel liefern, der Doc wollte ja nachsehen, was er noch an Aufzeichnungen hat.” Aber Deacon schrieb auf, was er wußte und auch hergeben konnte, ohne den Täter aufzudecken. “Also, erzähl.”
Willard nickte nur und hörte zu, während er sich auf einen Stuhl an Deacons Schreibtisch setzte, nachdem sie dorthingegangen waren. "Hm ... sieht so aus, als ob das während einer Probezeit von diesem Doc an einem Jugendgefängnis war. Ich habe inzwischen rausgefunden, daß die beiden Pensionisten dort für einige Jahre gearbeitet haben und vor drei Jahren wechselten ... so erklärt sich wenigstens etwas. Aber der Anwalt, ehrlich - so etwas kam mir bisher noch nicht unter, der Mörder muß ihn wirklich gehaßt haben oder so kalt sein, daß es mir eisig den Rücken runterläuft." Es schauderte Willard sichtbar, ehe er sich wieder fing und leise seufzte. "Der Anwalt wurde vor eine ziemlich miese Wahl gestellt - entweder trinkt er einen Becher von dem widerlichsten Rattengift, das ich kenne und stirbt einen verdammt schmerzhaften Tod ... oder er ißt dreihundert Zehndollarmünzen. Diesmal hat der Mörder sogar etwas geschrieben: 'Wer sich bestechen läßt, muß in Blut zahlen.' Der Anwalt entschied sich natürlich fürs Schlucken und dachte, er käme damit durch - aber er hat vergessen, daß das verdammte Geld schwer ist und als er alles geschluckt hatte, wollte er sich aufrichten und hat sich dabei den Magen zerrissen. Ist innerlich verblutet, ein scheußlicher Tod ... aber wenigstens dauerte es nicht lange."
“Ach du Scheiße ...” murmelte der Jüngere, und seufzte leise. Er konnte sich schon gut denken, wer der Anwalt war, und im Nachhinein hatte er es irgendwie verdient. “Weiß man, weshalb er sich hat bestechen lassen ?”
"Nein - leider nicht. Wir haben schon angefangen, seine Konten zu überprüfen, doch bisher konnten wir noch nichts feststellen. Er war dafür berühmt, eigentlich unbestechlich zu sein, seit er kein Pflichtverteidiger mehr ist, sondern freischaffender Anwalt - gerade deshalb stehen wir ehrlich gesagt auf dem Schlauch und wissen nicht weiter." Sie waren erneut in einer Sackgasse angelangt und rätselten, wieso der Mörder sich ausgerechnet dieses Opfer ausgesucht hatte.
“Vielleicht finden wir noch etwas.” Deacon murmelte kurz, und hatte schließlich alles aufgeschrieben. “Ich möchte, daß du heute Abend mit zu mir kommst. Du brauchst erstens Schlaf und zweitens etwas Gesellschaft, und ich will dir noch etwas zeigen.”
Das war unerwartet - doch Willard nickte, denn er ahnte, daß sein Sohn noch etwas mehr als das meinte. Aber er ließ es sich nicht anmerken und nickte, ehe er die Notizen aufnahm und zu seinem Büro sah. "Gut, ich werde heute Abend mitkommen ... es wird mir guttun. Und du kommst jetzt mit, damit ich dich auf den neuesten Stand bringe - es ist einiges nachzuholen, weil ich dich ja abziehen mußte."
“Gut ... ich bin gespannt.” Deacon war froh, daß sein Vater wirklich mit ihm kam und er folgte ihm nun in das Büro, das für die Recherchen regelrecht umgebaut worden war. Es war zugepflastert mit Bildern, Karten und sonstigem, und es würde sicher ein wenig dauern, bis Deacon alle Informationen bekommen hatte. Aber er würde sie mehr als gut nutzen.
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